Das Schauspielerduo Walter Matthau und Jack Lemmon ging als eines der legendärsten Duos in die Geschichte Hollywoods ein: Kritiker verglichen das Duo gar mit dem Gespann aus Spencer Tracy und Katharine Hepburn, das in den Vierzigern und Fünfzigern in zahlreichen Filmen auf der Leinwand zu sehen war.
„Ich bin Hepburn und Lemmon ist Tracy“, sagte Matthau später über seine gemeinsame Zeit vor der Kamera mit Jack Lemmon – insbesondere die Komödie Ein seltsames Paar [The Odd Couple, 1968] ging als einer der Komödienklassiker schlechthin in die Filmgeschichte ein.
Walter Matthau wuchs Anfang der Zwanziger in bescheidenen Verhältnissen auf: Matthaus frühe Jahre in New York glichen eher einem Überlebenskampf denn einer Spielwiese. Das Schauspiel entdeckte Matthau zufällig, als er in sehr jungen Jahren nach einem Weg suchte, zum Familieneinkommen beizutragen – bereits im Alter von vier Jahren stand Matthau auf der Bühne.
Das New York der Zwanziger war von extremen Gegensätzen geprägt: Entweder verfügte man über große Reichtümer oder man verfügte – wie die meisten Menschen – über gar nichts. Matthau gehörte eindeutig zu jener Gruppe, die über keinerlei Besitztümer verfügten und jeden Tag um ihr Überleben kämpfen mussten.
Zusammenarbeit mit James Mason
Nach seiner ersten Filmrolle in Der Mann aus Kentucky [The Kentuckian, 1955] spielte Matthau eine Nebenrolle im Filmdrama Eine Handvoll Hoffnung [Bigger Than Life, 1956]: James Mason war als Produzent für 20th Century Fox beteiligt und spielte ebenfalls die Hauptrolle.
1963 setzte der französische Regisseur Jean-Luc Godard Eine Handvoll Hoffnung auf seine Top Ten-Liste der amerikanischen Tonfilme: Der Film handelt von einem Lehrer, der aufgrund der Nebenwirkungen einer medizinischen Behandlung zum Sadisten mutiert. Die Filmhandlung bot reichlich Zündstoff – es gab sogar Bemühungen, die Produktion des Films zu stoppen. Doch James Mason setzte sich mit der Begründung durch, der Film basiere auf einer wahren Begebenheit: Somit spielte Walter Matthau eine seiner ersten Nebenrollen in einem Film, um den man damals wegen seiner enormen Weitsichtigkeit einen großen Bogen machte. Filme, die den Zuschauer zum kritischen Hinterfragen eines Sachverhalts anregten, fanden bei der breiten Masse in den Fünfzigern keinerlei Anklang – genauso war die Filmwelt der Fünfziger nicht bereit für den Filmschauspieler Walter Matthau.
„Ich sehe nicht aus wie ein Schauspieler.“
Bevor Walter Matthau ein Rollenangebot bekam, das ihn als Leinwandstar etablieren würde, sollte es noch eine ganze Weile dauern.
Im klassischen Hollywood-System, das spätestens in den Sechzigern immer mehr zerfiel, wäre aus Matthau vermutlich nie ein Kinostar geworden: Zu eng definiert waren die Rollenvorstellungen der Studios. Matthau entsprach keineswegs dem Stereotyp des männlichen Hollywood-Stars.
Erst als sich die Möglichkeit bot, groß angelegte Filmprojekte ohne die kreative Hoheit der Studios zur realisieren, eröffneten sich auch die Möglichkeiten für neue Schauspielertypen, sich zu behaupten.
Doch von dieser Entwicklung merkte Matthau zunächst noch nichts: Wie jeder andere Amerikaner hatte er seine Rechnungen zu bezahlen und nahm jedes Theater- und Filmangebot an, das ihm unterbreitet wurde. So spielte Matthau im Elvis Presley-Film Mein Leben ist der Rhythmus [King Creole, 1958] eine Nebenrolle. Neben seiner Arbeit für die Leinwand stand Matthau auch regelmäßig am New Yorker Broadway auf der Bühne: Somit reiste der Schauspieler regelmäßig zwischen der US-amerikanischen Ost- und Westküste hin und her.
„Das Problem ist, dass ich zu gut bin.“, sagte Matthau später rückblickend, „Ich sehe nicht aus wie ein Schauspieler. Ich könnte jedermann sein, vom Toilettenwärter zum Geschäftsmann.“ Diese Aussage beschreibt, was Matthau als Schauspieler ausmachte: Zwar erkannte man sein Gesicht, aber er stellte seine eigene Persönlichkeit kaum in den Vordergrund bei seiner Arbeit als Schauspieler.
Erste Erfolge auf der Bühne und im Kino
Walter Matthau avancierte in einem Alter zum Hollywood-Star, in dem andere Schauspieler den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten hatten. Seinen ersten großen Erfolg erzielte Matthau 1962 mit einem Broadway-Stück: In A Shot in the Dark spielte er an der Seite von Julie Harris und William Shatner. Das Broadway-Stück wurde zwei Jahre später verfilmt, jedoch änderte man die Geschichte so ab, dass die Verfilmung als zweiter Teil der Inspector Clouseau-Reihe fungierte.
Für seine Leistung beim Broadway-Stück wurde Walter Matthau mit einem Tony Award ausgezeichnet: Es war das erste Mal, dass Matthaus Schauspielkunst mit einer solchen Auszeichnung anerkannt wurde.
Im Laufe der Jahre spielte Matthau öfter in Filmen mit, die von Kirk Douglas’ Produktionsfirma realisiert wurden: Insbesondere das Drama Einsam sind die Tapferen [Lonely Are the Brave, 1962], in dem Walter Matthau neben Kirk Douglas spielte, gilt heute als ein Klassiker des Kinos der Sechziger. Der Film spielte damals in der Gegenwart und dreht sich rund um einen Cowboy namens Jack Burns (gespielt von Kirk Douglas), der sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen gestaltet. Für Burns spielt es dabei keine Rolle, dass das Zeitalter der Cowboys damals schon längst vorüber war: Keine Frage, dass eine Konfrontation mit Sheriff Morey Johnson (gespielt von Walter Matthau) unumgänglich ist…
Ein seltsames Paar
Einen der größten Erfolge seiner Karriere feierte Walter Matthau mit dem Film Charade (1963): An der Seite von Audrey Hepburn und Cary Grant zeigte Matthau, was er schauspielerisch zu bieten hatte. Überzeugend spielt er im Film eine Doppelrolle, die man als Zuschauer erst realisiert, wenn der Sachverhalt aufgelöst wird – die Musik von Henry Mancini steuerte zum legendären Status, den der Film heute innehat, bei. Über Charade wird häufig geschrieben, es sei der beste Hitchcock-Film, den Hitchcock gar nicht gemacht hatte – Stanley Donen führte Regie.
Charade deckt eine Vielzahl von Filmgenres ab – darunter Thriller, Agentenfilm und Komödie. Aufgrund der Auswahl hochkarätiger Filmschauspieler – unter ihnen Walter Matthau – gelang dieser einmalige Film.
Walter Matthau und Jack Lemmon gaben schon 1966 in Billy Wilders Komödie Der Glückspilz [The Fortune Cookie, 1966] ein perfektes Leinwandduo ab: Für seine Rolle in Der Glückspilz wurde Matthau mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Ein Jahr später vertiefte sich die Zusammenarbeit zwischen Matthau und Lemmon mit dem legendären Komödienklassiker Ein seltsames Paar [The Odd Couple, 1968]. Die Komödie beruhte auf einem Bühnenstück von Neil Simon, der dafür bekannt war, in seinen Stücken Erlebnisse aus seinem eigenen Leben zu verarbeiten. Bevor Walter Matthau eine der Hauptrollen in der Verfilmung von Ein seltsames Paar spielte, hatte er sich im gleichnamigen Theaterstück zuvor einen Ruf als komödiantischer Bühnenschauspieler erarbeitet.
Sein Ruhm war von Dauer
Trotz seiner großen Erfolge im Komödiengenre wollte sich Matthau keineswegs auf komödiantisch angehauchte Rollen reduzieren lassen: Walter Matthau empfand sich stets als Charakterdarsteller. In Extrablatt [Front Page, 1974] kam es zu erneut zu einer kreativen Zusammenarbeit mit Billy Wilder und Jack Lemmon.
Besonders seine Rolle als CIA-Agent in Agentenpoker [Hopscotch, 1980] bleibt unvergessen: Zum Schluss seiner Karriere katapultierte sich Matthau mit diesem Film noch einmal ganz nach vorne. Der damals sechzigjährige Leinwandstar brachte mit seiner Schauspielkunst eine erfrischende Note in die Agentenkomödie: Damals war es noch weitaus seltener als heute, dass ältere Leinwandstars die Hauptrolle in einem Film übernahmen.
1983 spielte er in Der Überlebenskünstler [The Survivors] an der Seite von Robin Williams.
Die Karrieren anderer Hollywood-Stars kamen in den Sechzigern und Siebzigern ins Wanken – auf Walter Matthaus Karriere traf dies nicht zu.
Zwar avancierte er erst relativ spät zum Hollywood-Star, doch sein Ruhm war von Dauer. Bis kurz vor seinem Tod blieb Walter Matthau ein gefragter Darsteller.
Beitragsbild: © Simon von Ludwig
Maßgebliche Quelle: Hunter, Allan: Walter Matthau, 1985 St. Martins Press