Ende 1975 nahm Christopher Reeve am Casting zum Broadway-Stück A Matter of Gravity teil: Es sollte der Wendepunkt seiner Karriere werden. Katharine Hepburn spielte in dem Stück die Hauptrolle: Sie war von Christopher Reeve begeistert und setzte sich dafür ein, dass Reeve für das Stück engagiert wurde.
Reeve sagte über Katharine Hepburn: „Sie zeigte mir, dass es beim Schauspielen nicht darum geht, sich selbst zu verstecken, sondern die Wahrheit über sich selbst zu enthüllen – man ist nicht der Charakter und wird es auch nie sein.“
Doch bevor Reeve überhaupt Zugang zur Welt der Schauspielerei finden konnte, kam er zunächst dem Wunsch seiner Eltern nach und studierte. Während seines Studiums spielte er in zahlreichen Studentenproduktionen mit: Schon früh war absehbar, wohin es Christopher Reeve eines Tages ziehen würde – in die Welt der Schauspielerei. 

Bildungsreise & Shakespeare

Vor seinem dritten Jahr an der Universität entschloss sich Reeve, eine Bildungsreise in das Vereinigte Königreich zu unternehmen: Dort besuchte er zahlreiche Theater, so auch das Old Vic Theatre, und lernte viel über die Schauspielkunst. Nach seiner Reise war sich Christopher Reeve sicher: Er wollte es eines Tages zum erfolgreichen Schauspieler bringen.
Zuvor hatte Christopher Reeve bereits einen ganzen Sommer lang beim San Diego Shakespeare Festival gespielt: Dort schlüpfte er in verschiedene Shakespeare-Rollen und erarbeitete sich so sein erstes Repertoire. 

„Es gibt da eine komödiantische und romantische Ader in mir, die noch nicht zum Vorschein kam und ich denke, dass ich besser dran wäre mit größeren Charakteren.“

Christopher Reeve in einem Interview von 1986, aus dem Englischen übersetzt

Juilliard & Broadway

1973 wurde Christopher Reeve an der Juilliard School aufgenommen: Gemeinsam mit Robin Williams war er der einzige Kandidat, der in diesem Jahr für das Advanced Program aufgenommen wurde. In den kommenden beiden Jahren erhielt Reeve eine Ausbildung als Schauspieler – gemeinsam mit Robin Williams.
Wie viele andere Schauspieler begann die Karriere von Christopher Reeve am New Yorker Broadway: 1978 spielte er im Broadway-Stück My Life gemeinsam mit seinem Kollegen William Hurt (1950–2022).
Seine erste Hollywood-Rolle war eine Nebenrolle im Katastrophenfilm U-Boot in Not (1978). 

Superman

Im gleichen Jahr folgte Christopher Reeves Durchbruch: 1978 schlüpfte Christopher Reeve zum ersten Mal in die Rolle des Superman. Zunächst lehnten die Produzenten es ab, Christopher Reeve in der Rolle des Superman zu besetzen. Doch Lynn Stalmaster, die Casting-Direktorin, bestand darauf, dass Christopher Reeve der richtige für die Rolle sei.
Stalmaster setzte sich durch und Reeve erhielt die Rolle des Superman, für die er bis heute bekannt ist. Bei seinem Drehtest in London erfuhr Reeve außerdem, dass Marlon Brando in die Rolle des Jor-El schlüpfen würde.

Doch bevor die Dreharbeiten beginnen konnten, musste der 24-jährige Schauspieler sein Erscheinungsbild der Rolle des Superman anpassen. Mit dem englischen Schauspieler David Prowse absolvierte Reeve innerhalb von zwei Monaten ein intensives Krafttraining: Dank des Trainings wurde Reeves Physis innerhalb kürzester Zeit der Rolle von Superman gerecht.
Für die Darstellung des Superman holte sich Christopher Reeve Inspiration bei Cary Grants Rolle in Leoparden küßt man nicht (1938). 

Ein Großteil der Dreharbeiten von Superman II fand zeitgleich mit denen zum ersten Teil statt – beide Filme hatten ein großzügiges Budget zur Verfügung und wurden beide große Kinoerfolge, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. 

Christopher Reeve sagte 1986 über seine Rolle in Superman:

„In der Retrospektive würde ich sagen, dass ich Superman deshalb spielte, weil es eine der wenigen Rollen war, die noch Züge einer klassischen Rolle trug. (…) Es gibt da eine komödiantische und romantische Ader in mir, die noch nicht zum Vorschein kam und ich denke, dass ich besser dran wäre mit größeren Charakteren. (…) Die Menschen, die heute auf der Bühne und der Leinwand zu sehen sind, sind sehr einfach gestrickt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Menschen begrenzter: Das Vokabular wird einfacher, Gedanken werden einfacher, Ansprüche werden geringer. Alles wird nach unten skaliert. Rollen werden typisiert [und nicht charakterisiert].“

Christopher Reeve in einem Interview von 1986, aus dem Englischen übersetzt

Klassische Rollen

Christopher Reeve spielte in zwei weiteren Sequels von Superman: Superman III und Superman IV – Die Welt am Abgrund.
Im Laufe seiner Karriere konnte sich Christopher Reeve seinen Wunsch erfüllen, in klassischen Rollen auf der Leinwand zu erscheinen: So spielte er 1984 in Die Damen aus Boston, eine Filmadaption des gleichnamigen Romans von Henry James.
Im Drama Ein tödlicher Traum (1980) verkörperte Christopher Reeve den Schriftsteller Richard Collier, der sich in das Bildnis einer Schauspielerin aus dem Jahr 1912 verliebt. Mithilfe von Selbsthypnose reist Collier ins Jahr 1912 zurück. Vor allem durch die Musik von John Barry bleibt der Film bis heute in Erinnerung. 

Arthouse-Filme

Im Fernsehfilm Anna Karenina (1985), der auf dem gleichnamigen Roman von Leo Tolstoi basiert, spielte Christopher Reeve die Hauptrolle. Es waren hauptsächlich Arthouse-Filme, in denen Reeve sein schauspielerisches Potenzial nutzen konnte: Reeve hatte sich zum Ziel gesetzt, sich in klassischen Rollen zu entfalten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sprachen Filme nach klassischem Muster den Massenmarkt immer weniger an: Vor diesem Problem stand auch Reeve. Dank seiner Berühmtheit durch die Superman-Reihe wurde er zum Zugpferd zahlreicher Arthouse-Produktionen und führte Menschen in den Kinosaal, die sonst keine Arthouse-Filme ansahen.

Querschnittlähmung 

Nach den Dreharbeiten zu Anna Karenina wurde Christopher Reeve ein begeisterter Reiter: Er überwand sogar eine Pferdeallergie, um seinem Hobby nachzugehen. Am 27. Mai 1995 kam es zu einem Reitunfall: Als Folge des Unfalls trug Christopher Reeve eine Querschnittlähmung davon. Trotz seiner Verletzung war Christopher Reeve weiterhin als Schauspieler tätig. So spielte er 1998 im Film Das Fenster zum Hof, ein Remake des Hitchcock-Klassikers von 1954 mit Grace Kelly und James Stewart in den Hauptrollen. 

In den letzten Jahren seines Lebens veröffentlichte Christopher Reeves zwei Bücher, in denen er über sein Leben und seine Weltsicht schrieb. 

Vermächtnis

Im Laufe seiner Karriere lehnte Christopher Reeve zahlreiche Rollen ab: Viele Hollywood-Produzenten stellten sich Reeve als Actionstar vor. Reeve teilte diese Ansicht nicht und lehnte zahlreiche Angebote, in Actionfilmen mitzuspielen, ab. Er blieb bei seinem Anspruch, hauptsächlich in klassischen Rollen zu spielen: Diesen Anspruch hatte er bereits in jungen Jahren.
Am 10. Oktober 2004 starb Christopher Reeve im Alter von 52 Jahren.
Im Laufe seiner Karriere orientierte er sich stets an den klassischen Hollywood-Schauspielern: Zu seinen Vorbildern zählten Schauspieler wie Cary Grant oder James Stewart. Mit Katharine Hepburn verband ihn eine enge Bekanntschaft. Er gab sich nicht zufrieden mit einfach gestrickten Filmstoffen: Er setzte sich zum Ziel, sein schauspielerisches Potenzial auszunutzen und das Maximum aus den Rollen zu holen, die er darstellte. 

Simon von Ludwig

Film & Fernsehen bei Der Bussard

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

Maßgebliche Quellen: Ein Interview mit Christopher Reeve von 1986 (beide Zitate stammen aus diesem Interview und sind aus dem Englischen übersetzt), verschiedene Filme mit Reeve in der Hauptrolle

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