Fortsetzung von Teil eins

John Wayne erfüllte sich 1952 einen besonderen Traum: Er gründete seine eigene, unabhängige Produktionsfirma Batjac Productions. Der Name Batjac war eine Anlehnung an die fiktive Schifffahrtsgesellschaft Batjak aus dem Film Das Geheimnis der roten Hexe (1948). Mit seiner eigenen Produktionsfirma wollte John Wayne mehr künstlerische Kontrolle über die Filme erhalten, in denen er spielte. Dem traditionellen Studiosystem von Hollywood, das in den Fünfzigern noch enormen Einfluss besaß, hatte sich Wayne nie gerne untergeordnet. 

Alamo

Es waren fast dreißig Kino- und Fernsehproduktionen, die John Wayne mit Batjac Productions realisierte. Nicht in allen dieser Produktionen spielte John Wayne mit. 

Der bekannteste Batjac-Film ist Alamo (1960): Die Handlung dreht sich rund um die Ereignisse der Schlacht von Alamo 1836 während des Texanischen Unabhängigkeitskrieges.
Alamo war John Waynes einzige Regiearbeit: Die Produktionskosten betrugen in etwa 12 Millionen Dollar – heute entspräche das inflationsbereinigt einem Budget von über 100 Millionen Dollar. Um seine künstlerische Freiheit zu erhalten, stellte John Wayne einen Großteil seines Vermögens zur Deckung der Produktionskosten zur Verfügung. 

Die Legende wird schnell zur Wahrheit, die Wahrheit aber selten zur Legende.

Der Schwarze Falke

1956 inszenierte John Ford den Western Der Schwarze Falke: John Wayne übernahm die Hauptrolle. Wayne und Ford waren der Meinung, der Film sei die Krönung ihrer Zusammenarbeit gewesen. Viele Kritiker schlossen sich diesem Urteil an: Bis heute zählt Der Schwarze Falke zu den beliebtesten und bekanntesten Western, die je gedreht wurden. Der Hauptdrehort des Films war das Monument Valley in Arizona: John Ford drehte viele seiner Filme dort.
Viele Filmkritiker sind bis heute der Meinung, dass John Wayne eine seiner besten darstellerischen Leistungen in Der Schwarze Falke ablieferte. 

Rio Bravo

Während der Fünfziger Jahre trat John Wayne in über zwanzig Filmen auf: So spielte er auch 1958 an der Seite von Sophia Loren in Henry Hathaways Abenteuerfilm Die Stadt der Verlorenen.
Die Stadt der Verlorenen war ebenfalls eine Batjac-Produktion: Zwar war die italienisch-amerikanische Produktion damals kein Kassenschlager, heute allerdings ist er ein Klassiker des Genres und es blieb der einzige Film, in dem John Wayne und Sophia Loren zusammen spielten.
Der Western Rio Bravo, in dem John Wayne 1958 unter der Regie von Howard Hawks spielte, zählt heute zu den erfolgreichsten Western Hollywoods: Im Film schlüpfte John Wayne in die Rolle des Sheriffs John T. Chance. 

Der Regisseur Howard Hawks hatte zuvor eine Reihe von wenig erfolgreichen Filmen abgedreht, weshalb Rio Bravo seine erste Regiearbeit nach einer längeren Pause war. Der Studioboss von Warner Brothers ließ sich erst auf das Projekt Rio Bravo ein, als er erfuhr, dass Hawks John Wayne für das Projekt gewinnen konnte.
Die Handlung von Rio Bravo weist Ähnlichkeiten zur Handlung von Fred Zinnemanns Zwölf Uhr Mittags mit Gary Cooper und Grace Kelly in den Hauptrollen auf.
Zwei der Hauptdarsteller in Rio Bravo waren Sänger: Dean Martin und Ricky Nelson boten im Laufe des Films zahlreiche Songs dar – solche Szenen wären bei Zinnemann allerdings undenkbar  gewesen. Howard Hawks und John Wayne fuhren mit Rio Bravo einen Erfolg ein: Wegen des enormen Erfolgs von Rio Bravo spielte John Wayne bis 1970 in drei weiteren Hawks-Filmen mit. 

Howard Hawks

Zwei dieser Filme waren Variationen der Handlung von Rio Bravo: Für El Dorado (1966) und Rio Lobo (1970) wurde die Handlung von Rio Bravo aufgegriffen und leicht modifiziert. Rio Lobo war die letzte Regiearbeit von Howard Hawks und setzte so der Zusammenarbeit Wayne-Hawks nach über zwanzig Jahren ein Ende.
Für den Film Hatari!, einem Abenteuerfilm mit komödiantischen Zügen unter der Regie von Howard Hawks, reiste John Wayne nach Afrika: Beim Dreh kamen trotz der aufwendigen Jagdszenen keine Stuntmen zum Einsatz. Insbesondere durch die Filmmusik von Henry Mancini – aus seiner Feder stammt unter anderem der Baby Elephant Walk – ist der Abenteuerfilm bis heute ein beliebter Streifen. 

Wie kein anderer verstand John Wayne es, den Geist der US-amerikanischen Pionierzeit zu verkörpern.

Von Legenden und der Wahrheit

Am 23. Mai 1962 feierte der Spätwestern Der Mann, der Liberty Valance erschoss Premiere: Neben James Stewart spielte John Wayne eine der Hauptrollen. Regie führte John Ford.
Der Western handelt von der Übergangszeit in den USA, als der Wilde Westen dem zivilisierten und politisch organisierten Amerika wich.

Die Handlung des Films ist vielschichtig: Neben der klassischen Spätwestern-Handlung wird dem Zuschauer aufgezeigt, dass eine Legende schnell zur Wahrheit wird, die Wahrheit aber selten zur Legende.

Im aufwändig inszenierten Westernepos Das war der Wilde Westen (1962), in dem auch James Stewart mitspielte, spielte John Wayne die kurze Rolle des Bürgerkriegsgenerals William T. Sherman. Einer der Regisseure des Films war Waynes enger Freund John Ford.
Waynes Mitwirkung im Film Der Marshal (1969) brachte ihm einen Oscar als besten Hauptdarsteller ein. Es blieb sein einziger Oscar.
1975 spielte John Wayne an der Seite von Katharine Hepburn im Western Mit Dynamit und frommen Sprüchen.

Ende der Filmkarriere

Zwischen 1939 und 1976 trat John Wayne in über 75 Filmen auf: Er prägte das Genre der Westernfilme wie kein anderer Schauspieler und seine schauspielerische Leistung bleibt bis heute unerreicht. Wie kein anderer verstand John Wayne es, den Geist der US-amerikanischen Pionierzeit zu verkörpern.
Die letzte Rolle seines Lebens spielte John Wayne 1976 im Spätwestern Der letzte Scharfschütze. Damit beendete John Wayne nach genau 50 Jahren im Filmgeschäft seine Hollywood-Karriere.
Nach der Meinung von einigen Filmkritikern brachte der Film Der letzte Scharfschütze das Filmgenre der Spätwestern zum Endpunkt.

Während der letzten drei Jahre seines Lebens trat John Wayne vor keine Filmkamera mehr. Zwar absolvierte er regelmäßig öffentliche Auftritte, er sah seine schauspielerische Arbeit jedoch als beendet an.
John Wayne starb am 11. Juni 1979 im Alter von 72 Jahren in Los Angeles.
Sein Schauspielerbe zählt zu den umfangreichsten der Filmwelt: Viele Jahrzehnte lang war John Wayne der Western-Schauspieler schlechthin. Seine Schauspielkunst begeistert bis heute zahlreiche Westernliebhaber. 

Simon von Ludwig

Film und Fernsehen bei Der Bussard

Maßgebliche Quellen: Eyman, Scott: John Wayne – The Life and Legend, 2014 Simon & Schuster und verschiedene Filme mit John Wayne in der Hauptrolle

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