Ob es sich um eine Komödie oder ein todernstes Drama handelte, machte für Tony Curtis keinen große Unterschied – er brillierte in beiden Filmgenres gleichermaßen. Insbesondere seine Rolle in Manche mögen’s heiß [Some Like It Hot, 1959] an der Seite von Marilyn Monroe und Jack Lemmon bleibt bis heute in Erinnerung – in der Screwball-Komödie, bei der Billy Wilder Regie führte, glänzte Tony Curtis mit seinem Talent für die Komödie. 

Tony Curtis, der mit bürgerlichem Namen Bernard Schwartz hieß, wuchs im New Yorker Stadtteil Bronx in alles andere als wohlbehüteten Verhältnissen auf: Das Familienleben soll nicht gerade einfach gewesen sein und der junge Schwartz soll gar als Mitglied einer berüchtigten Straßengang  die Straßen der Bronx unsicher gemacht haben. Ob er deshalb seinen Namen zu Tony Curtis änderte, sobald er Ende der Vierziger in Hollywood angekommen war? 

Der einflussreiche deutsche Theaterregisseur und Produzent Erwin Piscator (1893 – 1966) war einer seiner Mentoren.

Ausbildung zum Schauspieler – dank G.I. Bill

Cary Grants Mitwirkung im U-Boot-Film Bestimmung Tokio [Destination Tokyo, 1943] soll Tony Curtis dazu inspiriert haben, im Zweiten Weltkrieg bei den US-amerikanischen U-Boot-Streitkräften zu dienen: Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs diente Curtis an Bord eines U-Boots. 

Nach der Kapitulation Japans war der Zweite Weltkrieg offiziell für beendet erklärt – Tony Curtis war somit einer von vielen Soldaten, die entlassen wurden. Für Kriegsveteranen aus dem Zweiten Weltkrieg gab es damals ein einmaliges Angebot: Normalerweise war es damals nur den Söhnen und Töchtern aus wohlhabenden Familien vorbehalten, eine Universität zu besuchen. Mit dem sogenannten G.I. Bill änderte sich das allerdings: Kriegsveteranen wurde die Möglichkeit zum kostenfreien oder -vergünstigten Universitätszugang eingeräumt. Tony Curtis nutzte diese Chance und ging einem Traum nach, den er bereits in jungen Jahren gehegt haben soll: Er studierte Schauspielerei an der privaten Universität The New School in Greenwich Village. Der einflussreiche deutsche Theaterregisseur und Produzent Erwin Piscator (1893 – 1966) war einer seiner Mentoren. Zu seinen Kommilitonen zählten unter anderem Walter Matthau und Harry Belafonte.

Der Weg nach Hollywood

In seiner Autobiographie erklärte Tony Curtis, dass sein Leben in Hollywood – verglichen mit dem, was er in seiner Jugend in New York erlebte – ein Zuckerschlecken gewesen sei. Seine frühen Jahre in New York prägen den jungen Schauspieler ohne Frage – nicht zuletzt wurde die Ausbildung, die er an der Schauspielschule in Greenwich Village erhielt, zur Grundlage seiner späteren Karriere als Schauspieler. 
Als Tony Curtis 1948 in Hollywood ankam, ging er seine eigenen Ausführungen zufolge jeden Tag zu den Universal Studios, um seine Ausbildung als Schauspieler fortzusetzen: Doch der Weg nach Hollywood war alles andere als einfach und etwas Glück gehörte auch dazu. 

Als Curtis einmal auf einer New Yorker Bühne stand, soll er von einer Agentin namens Joyce Selznick entdeckt worden sein, die den jungen Schauspieler fortan unter ihre Fittiche nahm. Trotz des gleichen Nachnamens soll Joyce Selznick Curtis’ Autobiographie zufolge nicht mit dem legendären Produzenten David O. Selznick verwandt gewesen sein. Nun hatte Tony Curtis eine Agentur, die sich für seine Interessen einsetzte – ein Anruf von den Universal Studios, er möge doch bitte nach Hollywood kommen, ließ folglich nicht lange auf sich warten.
Auf seinem Flug von New York nach Hollywood soll er außerdem den Studioboss Jack Warner getroffen haben – Warner ließ Tony Curtis wissen, dass er bei Warner jederzeit willkommen sei, sollte man ihn bei Universal fallen lassen. Das waren keine schlechten Voraussetzungen, um eine Karriere als Filmschauspieler zu beginnen… 

Erste Erfolge

In seiner Autobiographie beschreibt Tony Curtis, wie er nach seiner Ankunft in Hollywood zunächst völlig auf sich alleine gestellt war. Es gab keine Bezugsperson, mit der er den weiteren Verlauf seiner Karriere besprechen konnte – auch die Agentin Joyce Selznick, die ihn in New York entdeckt hatte, ließ nicht mehr viel von sich hören. 

Bei den Universal Studios stand Curtis unter dem Namen Anthony Curtis unter Vertrag – ein Zwischenschritt zu seinem späteren Leinwandnamen Tony Curtis. Die Universal Studios gaben Tony Curtis 1951 seine erste Hauptrolle: In Die Diebe von Marschan [The Prince Who Was A Thief, 1951] spielte Curtis an der Seite von Piper Laurie. Man kann nicht sagen, dass es besonders lange dauerte, bis sich Tony Curtis in Hollywood als Star etablieren konnte – zwischen seiner Ankunft in Hollywood und seinem ersten hochkarätigen Film, der auch an den Kinokassen erfolgreich war, lagen gerade einmal drei Jahre. 1950 spielte Tony Curtis außerdem im heute als Klassiker geltenden Western Winchester ’73 an der Seite vom damals noch wenig bekannten Rock Hudson eine Nebenrolle. 

Unternehmen Petticoat

Tony Curtis spielte regelmäßig an der Seite von Burt Lancaster: An der Seite von Lancaster erzielte Curtis außerdem seine erste große Anerkennung als Schauspieler im Film noir Das Schicksal in meiner Hand [Sweet Smell of Success, 1957]. 

Die Kriegskomödie Unternehmen Petticoat [Operation Petticoat, 1959], in der Tony Curtis an der Seite von Cary Grant spielte, war eine weitere Sternstunde von Curtis’ Schauspielerkarriere: Cary Grant spielte im Film einen inzwischen zum Rear Admiral beförderten ehemaligen U-Boot-Kommandanten, der kurz vor dessen Verschrottung auf sein ehemaliges U-Boot zurückkehrt und Kriegserlebnisse Revue passieren lässt – diese Rückblende ist wesentlicher Bestandteil der Filmhandlung. Für Tony Curtis war Cary Grant keineswegs ein Unbekannter – glaubt man der Legende, soll Cary Grant den jungen Curtis 1943 durch seine Rolle im U-Boot-Kriegsfilm Bestimmung Tokio dazu inspiriert haben, bei den U-Boot-Streitkräften seinen Armeedienst zu leisten. Nun spielten beide Seite an Seite, in einem U-Boot-Film. Folgt man Curtis’ Autobiographie war es ihm sogar egal, eine weitaus geringere Gage als Grant für diesen Film zu erhalten – er wollte einfach in einem Film an der Seite von Cary Grant spielen. 

In den Fünfzigern und frühen Sechzigern befand sich Tony Curtis auf dem Höhepunkt seiner Hollywood-Karriere.

Monumentalprojekte und Fernsehen

1960 spielte Tony Curtis an der Seite von Kirk Douglas die Hauptrolle im Historienepos Spartacus: Sowohl für Kirk Douglas als auch für Tony Curtis wurde jener Film einer der größten Karriereerfolge, besonders Kirk Douglas lag die Realisierung dieses Monumentalprojektes am Herzen. In den Fünfzigern und frühen Sechzigern befand sich Tony Curtis auf dem Höhepunkt seiner Hollywood-Karriere: Zwar wurde er auch danach weiterhin in zahlreichen Filmen besetzt, doch seine Filme erzielten nicht mehr die gleiche Wirkung. Nach unzähligen Komödien in den Sechzigern fasste er 1968 den Entschluss, wieder in einem Drama mitzuspielen – in Der Frauenmörder von Boston [The Boston Strangler, 1968] spielte Curtis an der Seite von Henry Fonda die Hauptrolle. 

Auch vor dem Medium des Fernsehens schreckte Tony Curtis nicht zurück – in der britischen TV-Serie Die Zwei [The Persuaders!] spielte Curtis an der Seite von Roger Moore die Hauptrolle. In den Vereinigten Staaten kam die Serie Die Zwei zwar überhaupt nicht an – doch in Europa ist die Serie auch heute noch ein Hit und mag einer der Gründe sein, weshalb manchem europäischen Fernsehzuschauer der Name Tony Curtis geläufig ist. 

Komiker und dramatischer Schauspieler zugleich

Unabhängig davon, ob es sich bei einem Filmprojekt um ein Drama oder um eine Komödie handelte – Tony Curtis verstand es, sein darstellerisches Talent gekonnt einzusetzen. In New York ging er durch die Schule des altgedienten und einflussreichen Erwin Piscator und wurde an der Seite von Legenden wie Walter Matthau ausgebildet, mit dem Curtis auch später noch eine Freundschaft verband. Am Anfang seiner Karriere war sich Curtis keineswegs sicher, ob er es auch nur annähernd an die Spitze der Hollywood-Schauspieler schaffen würde – heute gilt Curtis als einer der versiertesten Komiker des Kinos des 20. Jahrhunderts und ist für seine darstellerische Leistung in zahlreichen Kinoklassikern bekannt.  

Simon von Ludwig


Maßgebliche Quelle: Curtis, Tony & Barry, Paris: The Autobiography, 1995 Mandarin

Beitragsbild: Tony Curtis mit Janet Leigh in Kalifornien 1960 bei einer Premiere.
Bildnachweis: UCLA Library Special Collections, Verwendung unter CC BY 4.0 DEED


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