Fortsetzung von Teil eins
Als James Stewart nach dem Zweiten Weltkrieg nach Hollywood zurückkehrte, erwartete ihn sein goldenes Jahrzehnt: Stewart kehrte als unabhängiger Schauspieler zurück, der an kein Studio gebunden war: Damals noch eine Seltenheit. Stewarts erster Film in seiner neuen Unabhängigkeit war Ist das Leben nicht schön (1946): Der Film belebte die Partnerschaft zwischen Stewart und dem Regisseur Frank Capra wieder. Heute ist der Film ein Weihnachtsklassiker. Damals war der Film aber alles andere als ein Erfolg: Er ging als Flop durch. Lange Zeit bezeichnete Stewart Ist das Leben nicht schön als seinen Lieblingsfilm – erklärte aber, dass der Zeitpunkt für den Film kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wohl falsch gewählt war.
Zwar enthält der Film „komische Aspekte, war aber im Grunde doch ernsthaft“, so Stewart.
Harvey
Nach Ist das Leben nicht schön entschied sich Stewart, für einige Zeit zum Broadway zurückzukehren: Er sprang als Ersatz für Frank Fay in der Komödie Harvey ein. Zunächst wurde Bing Crosby für die Rolle des Elwood P. Dowd, der einen unsichtbaren Hasen namens Harvey als Freund hat, auserkoren. Dieser entschied sich jedoch gegen die Rolle – somit wurde die Rolle James Stewart angeboten. Stewart spielte die Rolle zwei Sommer lang am Broadway, in einem Film, später wieder auf der Bühne und in den Siebzigern sogar im Fernsehen. Stewarts Begeisterung für das Stück Harvey kulminierte 1950 in der Verfilmung des Broadway-Stücks: Die Rolle war für James Stewart eine schauspielerische Herausforderung, die seine Verwandlung zum Charakterdarsteller einleitete.
Alfred Hitchcock
Die Zusammenarbeit zwischen Alfred Hitchcock und James Stewart umfasste zehn Jahre: Bei den Dreharbeiten zum Film Cocktail für eine Leiche (1948) herrschte noch keine Harmonie zwischen den beiden. Ursprünglich wollte Hitchcock die Rolle des Professors Rupert Cadell mit Cary Grant besetzen – doch schließlich übernahm Stewart diese Rolle. Stewart soll sich bei den Dreharbeiten zu Cocktail für eine Leiche fehl am Platz gefühlt haben – dennoch ist der Film bis heute eines der bekanntesten Werke der Kooperation Hitchcock-Stewart.
Es dauerte sechs Jahre, bis die beiden wieder zusammenarbeiteten: In Das Fenster zum Hof (1954) spielte James Stewart an der Seite von Grace Kelly. In Der Mann, der zuviel wusste (1956) setzte sich die Zusammenarbeit fort und mit Vertigo (1958) fand die zehnjährige Kooperation ihr Ende. In Cocktail für eine Leiche und Das Fenster zum Hof wagte Hitchcock etwas, das außer ihm kaum einem Regisseur gelang: Beide Filme wurden in nur einem einzigen Raum gedreht – es fanden nahezu keine Ortswechsel statt. Doch das wirkt sich in keiner Weise auf die Spannung der Handlung aus: Im Gegenteil, der Zuschauer konzentriert sich mehr auf die Dialoge und weniger auf Drehorte. Hitchcock hatte James Stewart zu verdanken, dass komplexe Dialoge mehr wert waren als Ortswechsel und Filmeffekte.
Das war der Wilde Westen
James Stewarts Schauspielkunst bleibt vor allem durch ein Filmgenre unvergessen: Den Western. In Filmen wie Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) oder Das war der Wilde Westen (1962) stellte Stewart unter Beweis, dass er einer der facettenreichsten Schauspieler des 20. Jahrhunderts war. Insbesondere Das war der Wilde Westen fasziniert bis heute. Der Western wurde im Cinerama-Format gedreht: Das heißt, man klebte drei Filmrollen aneinander, um eine Art Panoramabild zu erzeugen. Inspiriert wurde die Handlung von einer Artikelserie im Life-Magazin.
Der Film erzählt am Beispiel der Familie Prescott die Geschichte des Wilden Westens: Die episodenhafte Handlung umfasst die Jahre 1840 bis 1890 der amerikanischen Geschichte.
Drei Regisseure führten Regie: John Ford, Henry Hathaway und George Marshall. Die Besetzung des Films war eine Versammlung der bekanntesten Namen Hollywoods: Dank der Mitwirkung von Carroll Baker, Henry Fonda, Gregory Peck, John Wayne, Richard Widmark und Spencer Tracy wurde der Film ein Kassenschlager. Debbie Reynolds bleibt mit ihrer Darbietung von A Home In The Meadow unvergessen.
James Stewart ist in der Rolle eines Trappers zu sehen, der für den Fellhandel in die Zivilisation zurückkehrt und anschließend in die Prescott-Familie einheiratet.
Auch in Der gebrochene Pfeil (1950) spielte Stewart einen Trapper, der zwischen Indianern und Weißen Frieden stiften möchte.
Ausklang einer Karriere
Ab Ende der 1960er hatte James Stewart seinen Zenit als Schauspieler überschritten: Mit der Rolle des idealistischen Anwalts Ransom Stoddard in Der Mann, der Liberty Valance erschoss (1962) wirkte er in einem der letzten Western mit, die in schwarzweiß gedreht wurden. In den letzten Jahren seiner Karriere als Schauspieler spielte James Stewart fast ausschließlich in Western.
Es waren 78 Kinofilme, in denen James Stewart zwischen 1935 und 1980 mitwirkte.
Zu seinem 50-jährigen Jubiläum aus Schauspieler bekam er 1985 einen Oscar für sein Lebenswerk überreicht – sein Freund Cary Grant übergab ihm diesen Oscar.
Am 2. Juli 1997 starb James Stewart in seinem Haus in Beverly Hills. Das Filmgenre des Western ist kaum vorstellbar ohne James Stewart: Oft spielte er die Rolle des Vermittlers, der selten zur Waffe griff. Aber nicht nur das Westerngenre profitierte von seiner Schauspielkunst: Biopics wie die Glenn Miller Story sind bis heute unerreicht.
Maßgebliche Quellen: Dewey, Donald: „James Stewart – Ein Leben für den Film“, 1997 Henschel Verlag und Coe, Jonathan: „Jimmy Stewart – A Wonderful Life“, 1994 Arcade Publishing