Als er zwei Jahre alt war, soll er bereits auf der Bühne des King’s Theatre in Southsea, Portsmouth gestanden haben: Er begleitete seine Eltern, beide Vaudeville-Künstler, bei einer Einlage auf der Bühne.  
Dass aus Peter Sellers eines Tages ein Entertainer werden würde, war absehbar: Durch die Tätigkeit seiner Eltern wurde er in diesen Beruf praktisch hineingeboren. Er besuchte rund um seine Geburtsstadt verschiedene Schulen, die ihn für eine Bühnentätigkeit vorbereiteten. 

An seinem 18. Geburtstag wurde Peter Sellers zur Royal Air Force eingezogen: Die RAF benötigte im Zweiten Weltkrieg nicht nur Piloten und anderes militärisches Personal, sondern auch Entertainer, die sich um die Truppenmoral der Streitkräfte kümmerten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Peter Sellers ein offizieller Entertainer der britischen Streitkräfte – ohne Frage sammelte Peter Sellers in dieser Zeit unzählige Erfahrungen, welche die Grundlage für seine spätere Tätigkeit auf der Bühne und vor der Kamera lieferten. Besondere Anerkennung von den Soldaten erhielt Peter Sellers zu dieser Zeit für seine Nachahmungen von verschiedenen Offizieren – ob sich Sellers in den Reihen der Offiziere damit allerdings viele Freunde machte, ist zu bezweifeln. Schon damals aber war die Kunst der Nachahmung eine Spezialität Peter Sellers’. 

Beinahe jeder Hörer der BBC kannte Anfang der Fünfziger den Namen Peter Sellers.

Gerissenheit führt zum Erfolg

Nach dem Zweiten Weltkrieg soll sich Peter Sellers mehrere Male bei der BBC beworben haben – jedoch zunächst erfolglos. Sellers erkannte schon bald, dass er nicht auf die „klassische“ Weise eine Stellung bei der BBC würde ergattern können: Peter Sellers hatte einen kreativen Intellekt und nahm die Sache nun selbst in die Hand. Der Legende nach rief er Roy Speer, den damaligen Produzenten des Radioprogramms Show Time, an und gab sich gegenüber Speer als berühmter Radiostar aus, der die Empfehlung aussprechen wollte, einem gewissen Peter Sellers einen Platz in seinem Programm zu geben. Roy Speer erkannte die Täuschung nicht und nahm die Empfehlung dankend an – bis sich Peter Sellers dann im Laufe des Gesprächs enttarnte…

Roy Speer muss von Peter Sellers’ Gerissenheit sehr beeindruckt gewesen sein: Er gab dem jungen Sellers die Möglichkeit, beim Programm Show Time live auf Sendung zu gehen. Seine Live-Sendung im Rahmen des Show Time-Programms sollte im weiteren Verlauf seiner Karriere die Grundlage seiner Berühmtheit im Vereinigten Königreich bilden. Beinahe jeder Hörer der BBC kannte Anfang der Fünfziger den Namen Peter Sellers – und das nur, weil er die Gerissenheit besessen hatte, sich gegenüber dem Produzenten des Radioprogramms als gefragter Radiostar auszugeben… 

Die Goon Show 

Gemeinsam mit den beiden Komikern Spike Milligan und Harry Secombe, denen Sellers während seiner Arbeit für die BBC begegnet war, stellte Sellers die Goon Show auf die Beine: Zunächst wurde die Sendung – entgegen dem Willen der Hauptakteure – unter der Bezeichnung Crazy People ausgestrahlt, später wurde der Name jedoch zu Goon Show geändert. 

Zur damaligen Zeit galt die Goon Show als eine der einflussreichsten Comedy-Radioshows überhaupt: Zwischen 1951 und 1960 wurden ganze zehn Staffeln der Radioserie produziert, Peter Sellers blieb der Show bis zum Schluss erhalten. Zu Beginn sollen es knapp 370.000 Menschen gewesen sein, die der Goon Show zuhörten – im Laufe der Jahre soll sich diese Zahl auf bis zu sieben Millionen Hörer erhöht haben. Die Goon Show war für Peter Sellers nichts anderes als seine Eingangstür zum Ruhm: Durch seine Arbeit für die BBC kannte damals beinahe jeder Radiohörer seine Stimme. Nun konnte sich Peter Sellers Gedanken darüber machen, wie er sein einmaliges komödiantisches Talent auch fernab des Radios zur Schau würde stellen können… 

In den Sechzigern erwarteten Sellers zahlreiche Filmprojekte, die ihn als Komiker verewigten. 

Sophia Loren

Bis heute gilt Peter Sellers als einmaliges Beispiel für einen Schauspieler, der in einem Film mehrere Rollen gleichzeitig spielen konnte. Nach seinen großen Erfolgen beim Radio erschien es Sellers als ein logischer nächster Schritt, eine Filmkarriere anzustreben – seine erste größere Rolle spielte er 1955 in der Ealing-Komödie Ladykillers an der Seite von Alec Guinness

Doch in den Fünfzigern wollte Peter Sellers’ Filmkarriere noch nicht so recht durchstarten: Zwar wirkte er in verschiedenen Produktionen mit, doch von einem Durchbruch als Filmschauspieler war er noch weit entfernt. 
Als „wahrer“ Durchbruch Peter Sellers mag die romantische Komödie Die Millionärin [The Millionairess, 1960] gelten: An der Seite von Sophia Loren spielte Sellers die Rolle des indischen Doktors Dr. Ahmed al Kabir. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von George Bernard Shaw. Jener Film blieb insbesondere durch den komödiantischen Song Goodness Gracious Me in Erinnerung, den Sophia Loren und Peter Sellers gemeinsam darboten. Man kann sagen, dass Peter Sellers an der Seite von Sophia Loren seinen Durchbruch als Filmkomödiant geschafft hatte: In den Sechzigern erwarteten Sellers zahlreiche Filmprojekte, die ihn als Komiker verewigten. 

Inspektor Clouseau

1962 erhielt Peter Sellers dank dem Regisseur Stanley Kubrick die Möglichkeit, beim damals als sehr kontrovers geltenden Filmprojekt Lolita mitzuwirken – James Mason spielte ebenfalls mit. Kubrick soll sehr beeindruckt gewesen sein von der Fähigkeit Sellers’, verschiedene Charaktere zu spielen – nun hatte Peter Sellers auch in Hollywood einen Fuß in der Tür. 

Nachdem sich Peter Sellers Ende 1962 dazu entschlossen hatte, das Vereinigte Königreich zu verlassen, bot der Regisseur Blake Edwards ihm die Rolle des Inspektor Clouseau in Der rosarote Panther [The Pink Panther, 1963] an. Ursprünglich war die Rolle des Inspektor Clouseau gar keine Hauptrolle: Der Fokus lag ganz klar auf dem Star David Niven sowie auf Capucine und Claudia Cardinale. Wer hätte damals schon ahnen können, dass sich aus dem Film Der rosarote Panther eine ganze Filmreihe entwickeln würde, die Sellers’ Rolle des Inspektor Clouseau in den Vordergrund stellte? Bereits in Der rosarote Panther gestaltete Peter Sellers die Rolle des Inspektor Clouseau nach seinen Vorstellungen: Sellers definierte die Persönlichkeit des Inspektor Clouseau und seiner Kreativität entsprangen außerdem die beiden Erkennungszeichen des Inspektor Clouseau, der Trenchcoat und der Schnurrbart. 

Ein echter Tausendsassa

Durch seine Rolle des Inspektor Clouseau, den er in zahlreichen weiteren Filmen darstellte, wurde Peter Sellers auf eine Ebene mit Charlie Chaplin und Buster Keaton gestellt: Der Komiker Peter Sellers mag in vielerlei Hinsicht das für den Tonfilm bedeutet haben, was Chaplin oder Buster Keaton für den Stummfilm bedeuteten. 
1964 spielte Peter Sellers in einem weiteren Stanley Kubrick-Film mit: In Dr. Strangelove (1964), für den Ken Adam das Produktionsdesign entwarf, verewigte sich Peter Sellers auch abseits seiner Rolle des Inspektor Clouseau. 

Auch vor dem James Bond-Franchise machte das komische Talent Peter Sellers’ keinen Halt: In der James Bond-Parodie Casino Royale (1967) spielte Peter Sellers die Hauptrolle. Ein weiterer bedeutender Film mit Peter Sellers aus dieser Zeit ist Was gibt’s Neues, Pussy? [What’s New, Pussycat?, 1965], in dem Sellers neben Peter O’Toole und Romy Schneider spielte. 
Zweifelsohne gehört Peter Sellers zu den versiertesten Komikern des 20. Jahrhunderts: Ob auf der Theaterbühne, vor dem Radiomikrofon oder auf der Kinoleinwand: Peter Sellers war ein echter Tausendsassa. Insbesondere durch seine selbst geschaffene Rolle des Inspektor Clouseau bleibt Peter Sellers als Komiker in Erinnerung.

Simon von Ludwig


Maßgebliche Quelle: Walker, Alexander: Peter Sellers (The Authorized Biography), 1981 Coronet Books

Beitragsbild: Peter Sellers (r.) mit US-Präsident John F. Kennedy (l.) beim White House Correspondents and News Photographers Dinner im April 1962, Public Domain / JFK Library / JFKWHP-1962-04-27-D


Weitere Artikel von Der Bussard



Empfehlungen aus der Kategorie Britisches Kino

Christopher Lee: Der kultivierte Killer (2.)
Christopher Lee: Der kultivierte Killer (2.)
David Niven: Vom Offizier zum Gentleman
David Niven: Vom Offizier zum Gentleman
James Mason: Vom Architekt zum Schauspieler (1.)
James Mason: Vom Architekt zum Schauspieler (1.)
Alec Guinness: Der Schauspieler der tausend Gesichter
Alec Guinness: Der Schauspieler der tausend Gesichter
Christopher Lee: Zu groß für das Kino (1.)
Christopher Lee: Zu groß für das Kino (1.)
Peter O’Toole: Zwischen Lawrence von Arabien und Shakespeare
Peter O’Toole: Zwischen Lawrence von Arabien und Shakespeare
Alan Rickman: Facettenreicher Charakterdarsteller
Alan Rickman: Facettenreicher Charakterdarsteller
Noël Coward: Tanz auf dem Vulkan
Noël Coward: Tanz auf dem Vulkan
Roger Moore: Der Mann, der James Bond Humor verlieh
Roger Moore: Der Mann, der James Bond Humor verlieh
David Lean: Der visuelle Schriftsteller
David Lean: Der visuelle Schriftsteller
Ken Adam: Der Hauch des Utopischen
Ken Adam: Der Hauch des Utopischen
James Mason: Der klassische Filmschauspieler (2.)
James Mason: Der klassische Filmschauspieler (2.)
Peter Sellers: Der ewige Komiker
Peter Sellers: Der ewige Komiker
Sean Connery: Er spielte nicht James Bond, er war James Bond
Sean Connery: Er spielte nicht James Bond, er war James Bond
PlayPause
previous arrow
next arrow

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert