Als Ian Fleming James Bond schrieb, hatte er eine klare Vorstellung davon, wie sein Hauptcharakter auszusehen hat: Es ist davon auszugehen, dass Sean Connery am ehesten dieser Vorstellung entsprach. Doch zum Vermächtnis von Sean Connery zählen nicht nur die zahlreichen Verkörperungen des James Bond in den vielen Adaptionen der James Bond-Romane von Ian Fleming.
Nichtsdestotrotz erlaubte ihm der Erfolg der James Bond-Filme, sich als Charakterdarsteller zu etablieren: So glänzte er in zahlreichen Produktionen unter der Regie von Sidney Lumet. Im Laufe seiner Karriere spielte Connery in über neunzig Filmen mit.

Jugend und Bescheidenheit

Sean Connery wurde im August 1930 in einfache Verhältnisse hineingeboren: Selbst als er ein erfolgreicher Schauspieler war, lebte Connery verglichen mit anderen Leinwandstars relativ bescheiden – er brauche lediglich einen Platz zum Schlafen, zum Kochen, zum Arbeiten und zum Wohnen, sagte er. Außerdem lebe er verglichen mit seiner Kindheit wie ein König.
Trotz seines großen Erfolgs als Schauspieler pflegte Connery Zeit seines Lebens einen Understatement-Lebensstil. So flossen große Teile seiner Gagen unter anderem in eine Stiftung, die sich für die Belange der schottischen Kultur einsetzte. 

Es war das Bodybuilding, das Connery eines Tages auf die Idee brachte, in das Showbusiness einzusteigen.

Vom Bodybuilder zum Schauspieler

Connerys Karriere als Schauspieler begann keinesfalls mit einem Erfolg, der über Nacht eintrat: Bevor er überhaupt auf die Idee kam, sich als Schauspieler zu versuchen, nahm er eine ganze Reihe von Gelegenheitsjobs an, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine Freizeit nutzte Connery vor allem dazu, Bodybuilding zu betreiben: Es war das Bodybuilding, das Connery eines Tages auf die Idee brachte, in das Showbusiness einzusteigen.
Doch bis Connery sein erstes Rollenangebot erhielt, dauerte es einige Jahre: In Herz ohne Hoffnung [Another Time, Another Place, 1958] spielte Connery seine erste größere Filmrolle.
1959 spielte Connery in Tarzans größtes Abenteuer [Tarzan’s Greatest Adventure] eine der Nebenrollen.

James Bond

Zu Beginn der 1960er Jahre war das Produzentengespann Albert R. Broccoli und Harry Saltzman auf der Suche nach einem Schauspieler, der in die Rolle des James Bond schlüpfen könnte: Für die Rolle kamen verschiedene etablierte britische Schauspieler infrage, darunter Cary Grant, David Niven oder Roger Moore.
Connerys Erscheinung beeindruckte die Produzenten und bewegte sie dazu, ihn in der Rolle des James Bond zu besetzen: Der Regisseur des ersten Bond-Films Dr. No (1962) Terence Young wurde mit der Aufgabe betraut, Connery in die Welt der Eleganz und gehobenen Lebensstils einzuführen. 

Ein ungeschliffener Diamant

Innerhalb kürzester Zeit arbeitete sich Connery in die Rolle des James Bond ein und räumte alle Zweifel aus dem Weg, dass die Rolle mit einem etablierten Schauspieler hätte besetzt werden müssen: Zwar stand zum Drehzeitpunkt des ersten James Bond-Films noch lange nicht fest, dass dieser erste Film der Beginn eines erfolgreichen Franchise werden würde. Doch die Entscheidung der Produzenten, einen noch unbekannten Schauspieler zu verpflichten, erwies sich als richtig: Connery war aus schauspielerischer Sicht noch ein ungeschliffener Diamant, der auch dazu bereit war, einem Franchise über längere Zeit treu zu bleiben. Cary Grant zog das Angebot der Bond-Produzenten ebenfalls in Betracht – er wäre jedoch nur bereit gewesen, die Rolle des James Bond für einen Film zu übernehmen. 

Neue schauspielerische Herausforderungen

Ab dem zweiten Bond-Film Goldfinger (1964), in dem Connery an der Seite von Gert Fröbe spielte, wurden die Bond-Filme immer aufwändiger: Das Budget wurde großzügiger bemessen, die Kulissen imposanter und die Werbekampagnen intensiver.
In den ersten fünf Bond-Filmen spielte Connery die Rolle des britischen Geheimagenten, bevor er 1969 seinen Rückzug von der Rolle ankündigte. Danach übernahm er nochmals in Diamantenfieber (1973) die Rolle des James Bond.
Sean Connery wollte den Ruhm, der im als Bond-Darsteller zugute kam, nutzen, um sich als Charakterdarsteller zu etablieren: Nach fast einem Jahrzehnt in der Rolle des James Bond war Connery auf der Suche nach neuen schauspielerischen Herausforderungen. 

Charakterdarsteller

Von Sean Connerys Ruhm nahmen nun auch Regisseure vom Schlag eines Alfred Hitchcock Notiz: Im Thriller Marnie (1964) spielte Connery eine der Hauptrollen. Mit seiner Rolle im Klassiker Ein Haufen toller Hunde [The Hill, 1965] festigte Connery unter der Regie von Sidney Lumet sein Image als Charakterdarsteller: Das James Bond-Fieber, das in den Sechzigern ausbrach, ließ solche Rollen aber untergehen. Erst als die Rolle des James Bond mit anderen Schauspielern besetzt wurde, bemerkte das Kinopublikum die Charakterollen von Sean Connery.
In den Siebzigern und Achtzigern gelang Connery ein regelrechter Image-Wandel: Er schlüpfte in zahlreiche Rollen, die als künstlerisch anspruchsvoll galten. Die Filme wurden von der Kritik aber oft verrissen. Nach James Bond wählte Connery seine Filme nicht nach Erfolgsaussichten aus, sondern achtete auf künstlerischen Anspruch und Aussagekraft. 

Sean Connery spielte nicht James Bond, Sean Connery war James Bond.

Sag niemals nie!

Vom Genre des Actionfilms distanzierte sich Sean Connery aber nie ganz: In Indiana Jones und der letzte Kreuzzug [Indiana Jones and the Last Crusade, 1989] spielte Connery die Rolle des Professor Dr. Henry Jones. Im Robin Hood-Film Robin und Marian [Robin and Marian, 1976] spielte Sean Connery die Rolle des Robin Hood an der Seite von Audrey Hepburn.

Als Sean Connery einmal zu seiner Frau sagte, er werde nie wieder die Rolle des James Bond spielen, entgegnete sie: „Sag niemals nie!“. Connerys Frau sollte Recht behalten: 1983 schlüpfte Sean Connery in Sag niemals nie zum letzten Mal in seiner Filmkarriere in die Rolle des Geheimagenten James Bond. 

Mentor und Lehrmeister

In den späten Jahren seiner Karriere spielte Sean Connery häufig Charaktere, die als Mentoren fungierten: Im Drama Der Name der Rose [The Name of the Rose, 1986] spielte Connery die Rolle des William von Baskerville. In Die Unbestechlichen [The Untouchables, 1987] spielte der schottische Schauspieler an der Seite von Robert de Niro und Kevin Costner erneut die Rolle eines erfahrenen Lehrmeisters.
In den Achtzigern gelang es Sean Connery, seiner Schauspielkarriere eine neue Richtung zu geben: Seine Entscheidung, in Sag niemals nie noch ein letztes Mal die Rolle des James Bond zu spielen, machte sich bezahlt. Dieser Auftritt ermöglichte es ihm, in den Achtzigern und Neunzigern mit sehr erfolgreichen Filmen sein Rollenrepertoire zu erweitern. 

Er spielte nicht James Bond, er war James Bond

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zog sich Sean Connery aus dem Showbusiness zurück: Zuvor waren ihm unter anderem die Rolle des Gandalf in Herr der Ringe oder eine Hauptrolle im Matrix-Franchise angeboten worden, die er aber ablehnte. Eine seiner letzten großen Rollen war die des  von der Außenwelt abgeschnittenen Schriftstellers William Forrester in Forrester – Gefunden! [Finding Forrester, 2000], die ebenfalls Charakterzüge eines weisen Mentors trug.
Sean Connery war einer der einprägsamsten Charaktere der Kinowelt des 20. Jahrhunderts: Sein charakteristischer schottischer Akzent und seine legere, stilsichere Schauspielkunst sind bis heute unerreicht.
Mit der Rolle des James Bond wurde er Zeit seines Lebens assoziiert – und das nicht ohne Grund, denn eines steht fest: Sean Connery spielte nicht James Bond, Sean Connery war James Bond.

Simon von Ludwig

Goldeneye: Wo James Bond geboren wurde


Beitragsbild: Sean Connery am 12.07.1964 während den Dreharbeiten zu Goldfinger. Hier zu sehen bei den finalen Dreharbeiten in der Schweiz.
Bildnachweis: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gerber, Hans / Com_L13-0333-0001-0010 / CC BY-SA 4.0


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert