1954. Gerade eben erst drehte Grace Kelly Bei Anruf Mord unter der Regie von Alfred Hitchcock ab und innerhalb kürzester Zeit folgte das nächste Filmprojekt, das Filmgeschichte schreiben sollte: Das Fenster zum Hof.
In der Rolle der Lisa Fremont sieht Grace gemeinsam mit ihrem Partner Jeff (James Stewart) Dinge, die sie nicht sehen soll. Jeff ist Profiphotograph und hat sich bei einem Einsatz am Bein verletzt, weshalb er an den Rollstuhl gefesselt ist. Nun ist er dazu gezwungen, seine Zeit in einem Apartment mit Fensterblick auf den Innenhof des Apartmentkomplexes totzuschlagen. Als Photojournalist sucht Jeff das Abenteuer und mit freiem Blick in ein Dutzend verschiedene Apartments lässt das auch nicht lange auf sich warten…

Wie alles begann

Die Erfolgsgeschichte des Films Das Fenster zum Hof begann 1942, zwölf Jahre vor seiner Verfilmung: Die Kurzgeschichte It Had to Be Murder von William Irish wurde im Magazin Dime Detective veröffentlicht. 1945 wurden die Rechte der Geschichte für 9.250 Dollar an die B.G. De Sylva Productions verkauft. Der Produzent De Sylva starb 1950 und anschließend gingen die Rechte an den Produzentenn Leland Hayward und den Stückeschreiber Joshua Logan. Logan verfasste einen Entwurf, wie man die Geschichte verfilmen könnte und gab es weiter an den Agenten von James Stewart. Stewarts Agent verhandelte gerade mit den Paramount Studios über eine längere Filmkooperation zwischen Hitchcock und Stewart. „Das Fenster zum Hof“ avancierte bald zum Traumprojekt der beiden Filmschaffenden Stewart und Hitchcock…
Jeffs Krankenpflegerin Stella (Thelma Ritter) sagt schon früh im Film: „Ärger. Ich kann es riechen.“
Stella brüstet sich damit, schon 1929, als sie den Chef von General Motors gesundpflegte, den Börsencrash vorhergesagt zu haben. Auch mit Jeff sollte sie recht behalten – der Ärger ließ nicht lange auf sich warten:
Wenig später packt Jeff Kamera und Fernglas aus, um zu erforschen, weshalb die Ehefrau des benachbarten Lars Thorwald plötzlich verschwunden ist …

Hitchcock — Meister der Spannung

Der Regisseur Alfred Hitchcock, der „Master of Suspense“ getauft wurde, versteht es, innerhalb von 112 Minuten Bildschirmzeit ohne jeglichen Ortswechsel Spannung zu erzeugen.
Der Film erinnert, wie alle Hitchcock-Filme, an ein Theaterstück, in dem Dialoge die Hauptrolle übernehmen und hochkarätige Actionszenen keinen Platz haben.
Das Teuerste am gesamten Film war der Aufbau des Filmsets, der für damalige Verhältnisse gigantische 192.087 Dollar kostete – das bis dahin teuerste Filmset, das Paramount auf die Beine stellte: 31 Apartments wurden gebaut, acht davon waren komplett möbliert. Hinzu kamen Feuerleitern, Dachgärten, eine Gasse, eine Straße und die angedeutete New Yorker Skyline. 

Grace Kelly spielt Lisa Fremont

Zu Beginn dominiert die Liebesbeziehung zwischen Jeff und Lisa – Lisa möchte Jeffs Frau werden, dieser hat allerdings Bedenken: „Lisa, Du hast ein großes Talent, schwierige Situationen zu schaffen“, wie Jeff sagt. In seinem Beruf müsse man aus einem Koffer leben, sagt er – das passt nicht zu Lisas Betätigung als Socialite in Manhattan, die in allen Redaktionen der großen Modezeitschriften von „Vogue“ bis „Harper’s Bazaar“ verkehrt. Als Reaktion hierauf übernachtet Lisa bei Jeff mit einem Koffer, der nicht größer ist als eine Handtasche, in dem sie aber edelste Nachtwäsche aus Seide verstaut hält – sie gibt sich reif für den Dschungel, in dem Jeff so gerne unterwegs ist…

Das harmonische Zusammenspiel zwischen Grace Kelly und James Stewart liegt nicht nur in der Schauspielerfahrung der beiden begründet, sondern auch in ihrer Bewunderung füreinander: Es heißt, James Stewart hätte seiner Filmpartnerin jeden Tag vor Drehbeginn einen Blumenstrauß mitgebracht.

Zu Beginn des Films zweifeln noch alle an Jeffs Ermittlungsmethoden, ein befreundeter Polizist hält Jeff bis zum bitteren Ende dazu an, endlich aufzuhören, durch sein Fenster zum Hof zu schauen und „wirre Vermutungen“ anzustellen. Lisa hingegen schließt sich schon früh Jeffs Vermutungen an und gewinnt so die Gunst von Jeff …

Simon von Ludwig | Mehr über Grace Kelly


Grace Kelly — Schauspielerin & Prinzessin

Maßgebliche Quellen: Der Film „Das Fenster zum Hof“ selbst; Robyns, Gwen: Princess Grace 1929—1982, 1982 W.H. Allen & Jorgensen, Jay: Grace Kelly — Hollywood Dream Girl, 2017 Harper Collins

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