Für viele Filmliebhaber gilt er als der beste Film aller Zeiten: Der Pate (Teil eins: 1972). Das dreiteilige Mafiaepos basiert auf dem gleichnamigen Roman des italoamerikanischen Schriftstellers Mario Puzo. Regie führte Francis Ford Coppola, der gemeinsam mit Puzo auch das Drehbuch verfasste.
Marlon Brando schlüpfte im Film in die Rolle des Mafiaboss Don Vito Corleone – in der Rolle des Don Corleone lieferte Marlon Brando eine der besten Charakterdarstellungen seiner Karriere ab.
Al Pacino schlüpfte in die Rolle des Michael Corleone, jüngster Sohn von Vito Corleone. Diane Keaton spielte Kay Adams-Corleone, Ehefrau von Michael Corleone.
Der Pate gilt als eines der wichtigsten Werke der Filmkunst: Neben dem enormen Erfolg des ersten Films an den Kinokassen kommt dem Mafiaepos bis heute eine hohe künstlerische Bedeutung zu. 

Kein Pate ohne Robert Evans

Der Produzent Robert Evans, der maßgeblich an der Verfilmung von Der Pate beteiligt war, sagte 1977 in einem Interview: 

„Was ich mit Der Pate vollbracht habe, entwickelte ich komplett selbst auf einer kreativen Basis. Ich habe niemanden gebraucht. Es war ein selbst produzierter Film. Ich musste keinen Teil davon abgeben. Es war ein Gesamtpaket: Ich selbst war das Gesamtpaket. Ich fand Mario Puzo, gab ihm 5.000 Dollar für ein 30-seitiges Manuskript mit dem Namen Mafia. Ich arbeitete gemeinsam mit ihm an dem Roman, um es zur Veröffentlichung zu bringen. Wir besaßen das Buch für 50.000 Dollar und wir hatten das heißeste Material in der ganzen Filmindustrie. Ich musste nichts mit irgendjemandem teilen.“

Robert Evans, in einem Interview 1977, übersetzt aus dem Englischen

Robert Evans (1930–2019) wurde offiziell nicht als Produzent des Films aufgeführt, da er nicht regelmäßig zum Dreh erscheinen konnte: Zum Zeitpunkt des Drehs von Der Pate war Evans an neun anderen Filmproduktionen beteiligt. Nichtsdestotrotz gäbe es ohne ihn wohl kaum eine Verfilmung von Der Pate in dieser Form. In den 60ern und 70ern zählte Robert Evans zu den gefragtesten Filmproduzenten und war unter anderem an Klassikern wie Chinatown, Der große Gatsby und Love Story beteiligt. Bis heute ist Evans dafür in Erinnerung geblieben, den Regisseuren seiner Filme einen großen kreativen Spielraum zu lassen: Damit legte er die Grundlage für die neue Stilrichtung des New Hollywood-Kinos. Der Pate gilt als einer der Höhepunkte des New Hollywood-Kinos.

Ausweg aus der Krise

Zum Zeitpunkt des Drehs steckte Hollywood in einer Krise: Das System der traditionellen Hollywood-Studios war in die Jahre gekommen und hatte seine beste Zeit längst hinter sich. Es wurden neue Filmstoffe gebraucht, die das Publikum wieder in die Kinos locken würden.
Der Filmstoff, der sich rund um die Mafia dreht, war damals äußerst kontrovers und es gab zahlreiche Initiativen, um den Dreh des Films zu verhindern. Doch genau das wurde gebraucht, um Hollywood aus der Krise zu helfen: Kontroverse Filme, die nichts mit dem „alten“ Hollywood gemein hatten. Gesucht waren neue Handlungsvorlagen, die neue kreative Spielräume eröffneten.
Francis Ford Coppola hatte vor Der Pate erst drei Filme als Solo-Regisseur gedreht: Coppola zögerte zunächst, da seine Filme vorher hauptsächlich das europäische Publikum erreichten. Für den Stuhl des Regisseurs waren zahlreiche prominente Namen wie Sergio Leone, Peter Yates, Richard Brooks und Constantin Costa-Gavras im Gespräch: Alle außer Coppola lehnten den Regiestuhl ab. 

Marlon Brando als Zugpferd

Auch bei der Besetzung des Films gab es zahlreiche Diskussionen: Für den Part des Michael Corleone war zunächst Robert Redford von der Paramount auserkoren worden, da Al Pacino 1972 noch wenig bekannt war. Schlussendlich wurde es für Al Pacino die erste große Rolle als Hollywood-Schauspieler. Francis Ford Coppola bestand darauf, dass die Rolle des Michael Corleone mit Al Pacino besetzt wurde.
Vito Corleone ist im Film ein Mann von ca. 65 Jahren: Marlon Brando war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 47 Jahre alt. Deshalb war die Paramount zunächst skeptisch, Brando in der Rolle des Paten zu besetzen. Brandos Mitbewerber Laurence Olivier schied allerdings aus und Marlon Brando erhielt die Rolle des Paten, die sein Image als gestandenen Charakterdarsteller festigte. 

Der Pate als Startschuss des Mafia-Genres

Warum ist der Der Pate ein besonderes Kunstwerk? Die Tatsache, dass Der Pate einer der ersten Filme war, der die Mafia zum Thema nahm, verschaffte dem Film zahlreiche Vorschusslorbeeren. Der Pate war der Beginn einer langen Reihe an Hollywood-Filmen, die sich mit der Mafia auseinandersetzten. Mit Der Pate wurden Mafia-Geschichten für ein breites Publikum salonfähig.
Weiterhin ist es die Schauspielkunst der Hauptdarsteller, die den Film ausmacht: Mit Marlon Brando wirkte ein Schauspieler mit, der bereits vorher den Status eines Hollywood-Stars genoss und durch seine tiefgründigen Charakterdarstellungen beliebt war. Al Pacino war ein Newcomer, der in den folgenden Jahrzehnten in zahlreichen Mafia-Verfilmungen die Hauptrolle spielte. 

Der Komponist Nino Rota

Die Fortsetzungen Der Pate II und Der Pate III spinnen die Handlung des ersten Films weiter und klären in zahlreichen Rückblenden den Zuschauer über die Hintergründe der Familie Corleone aus Sizilien auf. Alle drei Filme verbindet eines: Francis Ford Coppola als Regisseur und Mario Puzo gemeinsam mit Coppola als Drehbuchautoren. Damit war die künstlerische Qualität der Fortsetzungen garantiert und die drei Filme ergeben zusammen die Pate-Trilogie, die bis heute eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte ist. Der italienische Komponist Nino Rota, der die Musik zu den ersten beiden Pate-Verfilmungen komponierte, steuerte mit seinen Stücken einen Großteil zur authentischen Atmosphäre des Films bei. Seine Werke nehmen häufig Anleihen bei traditioneller italienischer Musik. Die Arie C’è la luna mezzo mare aus Le Nozze de Figaro (Musik: W.A. Mozart, Libretto: Lorenzo Da Ponte) ist auch wiederzuerkennen.

Ohne Roman kein Film

Maßgeblich für den Erfolg des Films war die Romanvorlage von Mario Puzo: Obwohl der Roman mit dem klaren Ziel einer Verfilmung verfasst wurde, ist der Roman ein Werk für sich und ergänzt zahlreiche Handlungsstränge, die im Film nur angeschnitten werden können. Mit knapp drei Stunden Filmlänge hat der Film bereits Überlänge: Das bereitete seinem Erfolg jedoch keinesfalls einen Abbruch. Im Gegenteil, beim Anschauen des Films vergeht die Zeit wie im Fluge…

Simon von Ludwig

Film und Fernsehen bei Der Bussard

Maßgebliche Quellen: Ein Interview von 1977 mit dem Produzenten Robert Evans, der Roman „Der Pate“ von Mario Puzo und verschiedene Begleitinformationen zur Pate-Trilogie

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