Er war einer der wenigen Hollywood-Schauspieler, die in Europa bekannter waren als in ihrer amerikanischen Heimat: Lex Barker. Durch seine Verkörperung des Old Shatterhand in zahlreichen Karl May-Verfilmungen brannte er sich in das Gedächtnis des deutschen Kinopublikums.
Dem amerikanischen Publikum ist er bis heute durch seine Rolle als Tarzan bekannt – als er die Rolle des Tarzan 1949 übernahm, trat er in große Fußstapfen. Vor ihm hatte Johnny Weissmuller die Rolle des Tarzan gespielt – das Kinopublikum assoziierte zunächst keinen anderen als Weissmuller mit der Rolle des Tarzan. Die RKO Radio Pictures standen Ende der Vierziger vor der anspruchsvollen Aufgabe, einen Nachfolger für Weissmuller zu finden: Mit Lex Barker wurde das Studio fündig. 

Film Noir und Broadway

Vor seinem Engagement als Tarzan spielte Lex Barker vorrangig kleinere Rollen: Eine seiner kleineren Rollen spielte Lex Barker 1947 in Im Kreuzfeuer, ein Meilenstein des Film Noir, an der Seite von Robert Mitchum.
Mit der Schauspielerei kam Lex Barker zum ersten Mal während seiner Schulausbildung in Kontakt: Zum Leidwesen seines Vaters, ein gut situierter Bauunternehmer, brach Barker sein Studium zugunsten der Schauspielerei ab. Barker entschloss sich, eine Schauspielausbildung anzufangen – seine Ausbildung führte ihn an den Broadway, wo er unter anderem unter der Regie von Orson Welles spielte. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er ein Angebot von der 20th Century Fox – Barker konnte den Vertrag allerdings noch nicht annehmen, da er nicht volljährig war. 

Obwohl Barkers schauspielerisches Talent unumstritten war, erschien es ihm aussichtslos, weiterhin auf vielversprechende Rollenangebote in Hollywood zu warten.

Tarzan

Der Zweite Weltkrieg stand der Fortsetzung von Barkers Schauspielausbildung im Wege: Während des Krieges wurde Barker auf Sizilien schwer verwundet und trug Zeit seines Lebens eine Silberplatte im Schädel.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterschrieb Barker seinen ersten Filmvertrag in Hollywood. Zwischen 1949 und 1953 drehte Lex Barker insgesamt fünf Tarzan-Filme: Tarzan und das blaue Tal (1949), Tarzan und das Sklavenmädchen (1950), Tarzan und die Dschungelgöttin (1951), Tarzan, der Verteidiger des Dschungels (1952) und Tarzan bricht die Ketten (1953). Die Rolle des Tarzan war Barkers erste große Hauptrolle und machte ihn weltweit bekannt. 

Nachdem Barkers Engagement für die Tarzan-Reihe abgeschlossen war, endete seine Zufriedenheit in Hollywood abrupt: Obwohl er noch einige Rollen in Western spielte, unter anderem Rebell der roten Berge (1957) und Gold aus Nevada (1954), konnte ihm Hollywood zunächst keine neuen Rollen mehr bieten. Obwohl Barkers schauspielerisches Talent unumstritten war, erschien es ihm aussichtslos, weiterhin auf vielversprechende Rollenangebote in Hollywood zu warten. Nicht zuletzt war das Golden Age von Hollywood vorüber – die Leinwandfigur Lex Barker war ein spätes Ergebnis des alteingesessenen Hollywood-Studiosystems, dessen Tage spätestens Ende der Fünfzigerjahre gezählt waren. 

Sprung nach Europa

Um seine Schauspielkarriere voranzutreiben, wagte Lex Baker den Sprung nach Europa: Zahlreiche andere Hollywood-Schauspieler, die in den Vierzigern und Fünfzigern bekannt waren, schlugen einen ähnlichen Weg ein. Ende der Fünfziger und Anfang der Sechziger Jahre war Lex Barker in italienischen, spanischen und französischen Streifen auf der Leinwand zu sehen.
Unter der Regie von Federico Fellini stand Lex Barker 1958 für den italienischen Film La Dolce Vita vor der Kamera – die Rolle brachte ihm international großen Ruhm ein. Mit dieser Rolle stellte Barker unter Beweis, dass er sich nicht nur als Abenteuer- und Western-Schauspieler eignete: Gekonnt bewies der multilinguale US-Amerikaner mit seiner Rolle, dass er auch in einem Comedy-Drama mit satirischen Zügen das Publikum faszinieren konnte. 

Weg zum deutschen Film

Barkers Bekanntschaft mit dem deutschen Produzenten Artur Brauner brachte Lex Barker zum deutschen Film: In den beiden Schwarzweiß-Krimis Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961) und Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962) fesselte er das deutsche Kinopublikum in der Rolle vom FBI-Mann Joe Como, der den Bösewicht Dr. Mabuse jagt.
Oft heißt es, es sei dem Mut italienischer Filmproduzenten zu verdanken, dass jemals Wildwestfilme mit Millionenbudget gedreht wurden. Noch vor den italienischen Produzenten wagte es allerdings der deutsche Produzent Horst Wendlandt, hoch budgetierte Westernproduktionen zu realisieren. Selbst der legendäre Sergio Leone gab später zu, dass er ohne die monumentalen Westernproduktionen aus Deutschland niemals Western in der von ihm bekannten Dimension auf die Leinwand gebracht hätte. 

Lex Barker spielte stets den Protagonisten, der für das Gute eintritt und das Böse in der Welt bekämpft.

Karl May

Während er vom amerikanischen Publikum scheinbar vergessen wurde, übertraf Lex Barkers Popularität im Deutschland der Sechziger die von Westernstars wie John Wayne: In den folgenden Jahren entstanden insgesamt zwölf Filme nach den Romanen von Karl May mit Lex Barker in der Hauptrolle. Die Karl May-Stoffe führten ihn hauptsächlich in den Wilden Westen: Der Schatz im Silbersee (1962) und Winnetou I (1963) setzten Maßstäbe im Genre des Westerns. Lex Barker schlüpfte in die Rolle des Dr. Sternau, des Old Shatterhand in Winnetou und in die Rolle des Kara Ben Nemsi in den Verfilmungen von Mays Orient-Romanen. Die Filme im Western-Setting wurden im heutigen Kroatien und in Spanien gedreht. Besonders durch seine Verkörperung des Old Shatterhand avancierte Lex Barker praktisch über Nacht in Europa zum Kultstar – in den noch heute häufig gezeigten Karl May-Verfilmungen lebt Barker bis heute weiter. 

Barkers Erfolg als Westernschauspieler bewog ihn sogar dazu, vor das Mikrofon zu treten: 1965 nahm er zwei Liebeslieder auf, die im Stil von Westernballaden gehalten waren.
Dank seiner Popularität wurde Barker in zahlreichen weiteren europäischen Großproduktionen besetzt: Im Film Mister Dynamit – Morgen küßt Euch der Tod (1967) spielte Lex Barker die Hauptrolle des Mr. Dynamit, die als eine Persiflage auf James Bond interpretiert wurde.
Lex Barker spielte stets den Protagonisten, der für das Gute eintritt und das Böse in der Welt bekämpft: Eine Ausnahme bildete seine Rolle im deutsch-spanischen Western Wer kennt Jonny R.? (1966), in dem Barker einen Bösewicht darstellte. 

Vermächtnis

Seinen letzten Film Wenn du bei mir bist drehte Lex Barker 1970 in Deutschland: Ab Anfang der Siebziger zog sich Barker auf sein Anwesen an der spanischen Costa Brava zurück.
Nachdem Barker knapp 15 Jahre keinen Hollywood-Film mehr gedreht hatte, bereitete man nun eine Fernsehserie mit ihm in der Hauptrolle vor.
Zur Realisierung dieser Fernsehserie kam es jedoch nie – Lex Barker starb am 11. Mai 1973 in Manhattan.
Lex Barkers Vermächtnis als Schauspieler ist bis heute unvergessen: In den späten Vierzigern war er ein Teil der Film Noir-Bewegung, wenn auch in Nebenrollen. Mit seiner Rolle als Tarzan nahm seine Karriere Fahrt auf. Rückblickend erwies es sich als richtig, nach der Tarzan-Reihe seine Schauspielkarriere in Europa fortzusetzen: Der Name Lex Barker wird bis heute hauptsächlich mit der Karl May-Figur des Old Shatterhand assoziiert.

Simon von Ludwig

Film & Fernsehen bei Der Bussard

Maßgebliche Quellen: Die Lex Barker-Biographie auf lex-barker.com, verschiedene Filme mit Lex Barker und Enzyklopädien

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert