Im Jahr 1906 wanderte die Jägerin Margarete Trappe nach Deutsch-Ostafrika aus, um dort mit ihrem Mann eine Farm zu betreiben: Während ihrer Zeit dort galt sie als die „Mutter der Massai“, eines einheimischen ostafrikanischen Ureinwohnerstammes. Schon zu Lebzeiten wurde sie eine Legende. Ihr Schicksal ist nicht ganz unähnlich mit dem von Tania Blixen.
Vier Jahre nach ihrem Tod verpachtete ihr Sohn das Gelände der Farm an die Paramount Pictures: Howard Hawks drehte dort 1961 den Film Hatari! mit den Hauptdarstellern Hardy Krüger und John Wayne. Während der Dreharbeiten entdeckte Krüger seine Leidenschaft für das ostafrikanische Landschaftsidyll. Der Film handelt von einer Fangmannschaft, die für europäische Zoos in Ostafrika Tiere einfängt.
Wochenlang grübelte man bei den Paramount Studios darüber, wie man die Fangszenen möglichst realistisch gestalten könnte: Die Lösung lautete, die Schauspieler die Tiere „live“ vor der Kamera fangen zu lassen. 

Von jener Zeit nicht viel mehr geblieben, als der gemauerte Kamin, vor dem Hardy Krüger und John Wayne ihr Whiskyglas schwenkten und die nächste Safari besprachen. 

Krügers Buschhotel

Nach Ende der Dreharbeiten beteiligte sich Krüger an dem Erhalt der Farm und betrieb dort die Momella Game Lodge. Seinen Traum von einem Bauernhof in Deutschland gab Hardy Krüger auf und betrieb stattdessen fortan ein Buschhotel in Afrika.
Die Momella-Lodge gibt es bis heute, doch ihre goldenen Zeiten sind längst vorüber: Das Tansania, das Hardy Krüger in den Sechzigern zu sehen bekam, hatte bereits kaum mehr etwas mit dem Idyll zu tun, welches Margarete Trappe zu Beginn des 20. Jahrhunderts erforschte. Fast 120 Jahre nach Margarete Trappes Reise nach Deutsch-Ostafrika und 60 Jahre nach dem Dreh von Hatari! ist von jener Zeit nicht viel mehr geblieben, als der gemauerte Kamin, vor dem Hardy Krüger und John Wayne ihr Whiskyglas schwenkten und die nächste Safari besprachen. 

Internationale Karriere und Stereotype

Hardy Krüger war einer der wenigen deutschen Schauspieler, denen nach dem Zweiten Weltkrieg eine internationale Karriere vergönnt war.
Krüger wurde in englischsprachigen Filmen besonders gerne als Wehrmachtsoffizier besetzt: Sein Erscheinungsbild wurde vom internationalen Kinopublikum als typisch deutsch identifiziert und legte ihn oft auf einen bestimmten Rollentyp fest.
Doch den meisten Erfolg hatte Hardy Krüger mit Filmen, in denen er eine Rolle abseits dieses stereotypen Rollenbildes spielte. So spielte er in Hatari! etwa keinen Wehrmachtsoffizier, sondern einen Rennfahrer, der Teil der Fangmannschaft in Ostafrika ist. 

Mit seinen Rollen repräsentierte Hardy Krüger das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Kinoleinwand: In den Sechzigern war es für einen deutschen Schauspieler alles andere als gewöhnlich, an der Seite von John Wayne zu spielen. Andere deutsche Schauspieler – wie zum Beispiel Marlene Dietrich – mussten einen anderen Weg gehen, um in der Filmindustrie erfolgreich zu bleiben, doch Hardy Krüger blieb so, wie er war: In den Sechzigern und Siebzigern konnte das internationale Kino Schauspieler vom Schlag eines Hardy Krüger gut gebrauchen. 

Nicht nur amerikanische Produktionen

Im Film Das rote Zelt [Krasnaja palatka / La tenda rossa, 1969], einer sowjetisch-italienischen Koproduktion, spielte Hardy Krüger die Rolle des Fliegers Einar Lundborg. Im Film geht es um das Schicksal des italienischen Luftschiffpioniers Umberto Nobile, der es wagte, als erster Mensch mit einem Luftschiff den Nordpol zu erreichen. In weiteren Hauptrollen waren Sean Connery und Claudia Cardinale zu sehen. Die Musik der italienischen Fassung komponierte Ennio Morricone, die der sowjetischen Fassung Alexander Sazepin.
Hardy Krügers Filmtätigkeit beschränkte sich nicht auf den deutschen und amerikanischen Film: Obwohl er in häufig in amerikanischen Produktionen zu sehen war, pflegte er abseits von diesen Produktionen eine gewisse Distanz zur Filmindustrie von Hollywood.
Er selbst sagte, in London sei er entdeckt worden – wo er 1957 in Einer kam durch [The One That Got Away] spielte. Wenig später wurde das französische Kino aufmerksam auf ihn… 

Eine besondere Rolle

Gerade, als Krüger den Flieger nach Ostafrika nehmen wollte, um dort Hatari! zu drehen, wurde er am Flughafen von Paris vom französischen Produzenten Romain Pinès abgefangen: Pinès erzählte ihm, er würde ihm nun die bisher schönste Filmrolle seines Lebens anbieten. Die Rede war von der Hauptrolle in Sonntage mit Sybill [Les Dimanches de Ville d’Avray, 1962], die vollkommen anders war, als alle Rollen, die Krüger bisher gespielt hatte. Im Film übernahm Krüger die Rolle des Pierre, der mit einem Kriegstrauma aus dem Indochina-Krieg zu kämpfen hat.
Der Film war das Spielfilmdebüt des Dokumentaristen Serge Bourguignon, der Regie führte.
Ohne Zweifel ist es einer der tiefgründigsten Filme mit Hardy Krüger in der Hauptrolle: Die emotional aufgeladene Handlung hinterlässt den Zuschauer in einem aufgewühlten Zustand und anders als in vielen
Hollywood-Streifen gibt es in Sonntage mit Sybill kein Happy End.
Nicht ohne Grund wurde der Film bei den Academy Awards 1963 mit dem Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. 

Bis in die 1980er Jahre hinein war Hardy Krüger als Darsteller in zahlreichen amerikanischen und europäischen Filmproduktionen zu sehen: Er spielte an der Seite von amerikanischen Kinolegenden wie John Wayne und James Stewart: Im Flugzeugdrama Der Flug des Phoenix [The Flight of the Phoenix, 1965], ein Klassiker des Abenteuerkinos, spielte Hardy Krüger an der Seite von James Stewart. Im Söldnerfilm Die Wildgänse kommen [The Wild Geese, 1978] spielte Hardy Krüger an der Seite von Roger Moore, Richard Burton und Stewart Granger.

Er selbst sah sich als weltgewandter Kosmopolit.

Weltgewandter Kosmopolit

Obwohl Hardy Krüger selbst einmal sagte, er halte nichts von Kriegsfilmen, spielte er regelmäßig in welchen mit: Die Filmstudios sahen in Hardy Krüger den archetypischen Wehrmachtssoldaten, wie er in vielen amerikanischen und englischen Produktionen gut gebraucht werden konnte.
Er selbst sah sich vielmehr als weltgewandter Kosmopolit, der mal in Afrika, mal in Deutschland, mal in Kalifornien zuhause war und sich schauspielerisch auf keinen Rollentypus festlegen wollte.
Mit seinem breiten Rollenrepertoire und seinem weltgewandten Schauspielstil hat Hardy Krüger einen festen Platz in der Riege der deutschen Leinwandlegenden des 20. Jahrhunderts. 

Simon von Ludwig

Film & Fernsehen bei Der Bussard

Beitragsbild: Hardy Krüger. Filmfestival Locarno 1955
Bildnachweis: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gerber, Hans / Com_L04-0220-0004 / CC BY-SA 4.0

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