Obwohl er maßgeblich durch eine einzelne Rolle bekannt wurde, gilt er als ein Charakterdarsteller. Er wurde unter anderem von dem Schauspiellehrer Jeff Corey ausgebildet, der Anfang der Fünfziger, zu Zeiten des Komitees für unamerikanische Umtriebe, auf der schwarzen Liste für Schauspieler landete. Jeff Corey bildete auch Robin Williams aus. Corey zeichnete sich durch eine besondere Herangehensweise an die Schauspielkunst aus: Er distanzierte sich klar vom Method Acting, mit dem unter anderem Marlon Brando ausgebildet wurde. Coreys Schüler, allen voran Leonard Nimoy, erhielten Aufgaben zur schauspielerischen Improvisation, um ihre Fähigkeiten zur Vorstellung bestimmter Szenen zu stärken. Beim Method Acting hingegen geht es darum, die Schauspieler ihr Unterbewusstsein erkunden zu lassen.
Bereits im Kindesalter begann Nimoy, zu schauspielern: Ende der Vierziger teilte Leonard Nimoy seinen Eltern den Entschluss mit, nach Kalifornien zu gehen, um dort am Pasadena Playhouse eine Ausbildung als Schauspieler zu absolvieren. Später sagte er, dass sich zu dieser Zeit zwei Wege für ihn eröffneten: Entweder würde er Photograph werden oder Schauspieler. Seine Wahl fiel – zum Leidwesen seiner Eltern – auf die Schauspielerei. 

Nimoy baut Aquarien

Bevor Leonard Nimoy auch nur annähend eine Bekanntheit als Schauspieler genießen konnte, musste er zunächst für einige Jahre unzählige Gelegenheitsjobs annehmen, um seine Familie über Wasser zu halten. Zu diesen Gelegenheitsjobs soll unter anderem gezählt haben, Aquarien zu installieren und zu warten.
1953 begann Nimoy seinen Armeedienst: Er leistete Überzeugungsarbeit bei seinen Vorgesetzten und wurde nach Atlanta versetzt, wo er als Beauftragter für die Truppenunterhaltung Fernseh- und Radioprogramme verfasste und bei seinen Produktionen Regie führte. Auf dieses reiche Repertoire an Regieerfahrung griff er später zurück, als er bei einigen Star Trek-Filmen Regie führte.
Nach seiner Zeit bei der Armee kehrte er nach Kalifornien zurück und arbeitete an seiner Schauspielkarriere. 

Gene Roddenberry

Für einen Zeitraum, der sich über mehr als ein Jahrzehnt erstreckte, spielte Nimoy als Gastschauspieler in verschiedenen Programmen. Unter anderem spielte Nimoy auch in zwei Folgen von Bonanza mit.
Als Leonard Nimoy sich auf die Schauspielerei einließ, war ihm bewusst: Es würde möglicherweise nicht Monate, sondern Jahre dauern, bis er einen ernsthaften Erfolg verbuchen konnte. Als Leonard Nimoy 1964 eine kleine Rolle in der Serie The Lieutenant erhielt, änderte sich der Lauf seiner gesamten Karriere: Die Serie wurde von Gene Roddenberry geschaffen und ist bis heute dafür bekannt, bereits einige Jahre vor dem Start der Star Trek Original Series einen Großteil des späteren Star Trek-Casts versammelt zu haben. Bei The Lieutenant spielten Nichelle Nichols (Lieutenant Uhura), Walter Koenig (Pavel Chekhov) und Ricardo Montalbán (Khan Noonien Singh) als Gastschauspieler mit. 

Man wollte Star Trek eine zweite Chance geben.

Star Trek

Bereits während seiner Arbeit an The Lieutenant arbeitete Gene Roddenberry an der Entwicklung einer neuen Science-Fiction-Serie: Ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung spielte sich rund um den halb-außerirdischen und halb-menschlichen Mr. Spock ab: Der Vater von Mr. Spock war Angehöriger der außerirdischen Spezies der Vulkanier und seine Mutter war Mensch. Roddenberry war sich sicher, dass Leonard Nimoy die beste Besetzung für diese Rolle war: In der Pilotepisode der neuen Science-Fiction Serie Star Trek spielte Leonard Nimoy also die Rolle des Mr. Spock.
Das Urteil des einflussreichen Fernsehsenders NBC, der den Pilot in Auftrag gegeben hatte, war vernichtend: Der Pilotfilm der Serie sei zu intellektuell und beinhalte zu wenige Action-Szenen. Mit diesem Pilot könne man keine komplette Serie in Auftrag geben.
Doch es war noch nicht das letzte Wort gesprochen: Man wollte Star Trek eine zweite Chance geben. Um die Serie dem Massenpublikum zugänglich zu machen, wurde unter anderem die gesamte Besetzung ausgetauscht. Alle Schauspieler des Pilotfilms wurden entlassen – bis auf einen: Leonard Nimoy. 

Abgesetzt 

Der zweite Pilotfilm überzeugte NBC schließlich – die Rolle des Captain James T. Kirk hatte nun William Shatner übernommen. Damit war eines der einprägsamsten Duos der Science-Fiction-Filmgeschichte geboren: Captain Kirk und Mr. Spock. Obwohl man das emotionale Potenzial dieser Freundschaft zwischen zwei Raumschiffoffizieren erst in den Star Trek-Filmen ausnutzte, entwickelte sich bereits im Laufe der Serie zwischen den beiden Charakteren eine tiefe Freundschaft.
Die Stark Trek-Originalserie lief von 1966 bis 1969: Nach der dritten Staffel wurde die Serie abgesetzt. Während dieser Zeit baute sich Nimoy eine enorm große Fanbasis auf und hatte sich einen Namen als Schauspieler gemacht: Doch das alles ging zunächst völlig an Nimoy vorbei. Erst, als statt einem Postboten ein Lastwagen kam, um die Fanpost vorbeizubringen, realisierte Leonard Nimoy das Ausmaß seiner Bekanntheit.

Nachdem Star Trek abgesetzt wurde, spielte Nimoy in der Serie Mission: Impossible zwischen 1969 und 1971 für zwei Staffeln mit. Rückblickend sagte Nimoy später, er schwor sich zu dieser Zeit, kein Engagement abzulehnen, das ihm angeboten wurde: Um für ein regelmäßiges Einkommen zu sorgen, verbrachte Nimoy viel Zeit auf der Theaterbühne und am Set von Fernsehserien. Obwohl seine Rolle des Spock ihm dabei geholfen hatte, bekannt zu werden, wollte er sich Mitte der Siebziger von der Rolle distanzieren: 1975 veröffentlichte er Memoiren unter dem Titel I Am Not Spock. 1995, zwanzig Jahre später, folgte ein zweiter Memoirenband – dieses Mal mit dem Titel I Am Spock. Was passierte zwischen diesen beiden Büchern?

Star Trek: Der Film

1969, als die Star Trek Original Series abgesetzt wurde, hatte noch niemand ernsthaft damit gerechnet, dass Star Trek zu einem der größten Science-Fiction-Franchises aller Zeiten avancieren würde: Nach dem bahnbrechenden Erfolg des ersten Star Wars-Films 1979 erkannten die Filmstudios, dass man mit Science-Fiction-Filmen große Erfolge landen konnte. Ursprünglich war eine neue Star Trek-Serie vorgesehen, nach einem langen Hin- und Her entschloss sich Paramount Pictures jedoch dazu, einen Film in Auftrag zu geben. Der Erfolg von Star Wars zwei Jahre zuvor mag dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.
Später sagte Leonard Nimoy über den ersten Star Trek-Film, dass der Fokus nicht wirklich auf den Charakteren gelegen habe, sondern auf Spezialeffekten: Das hatte nicht zuletzt zur Folge, dass man das Budget des Films massiv überzog und der Film bis heute als eher mittelmäßig unter den Star Trek-Filmen gilt. Dennoch war der Film ein Erfolg an den Kinokassen und bewegte Paramount Pictures dazu, einen zweiten Film in Auftrag zu geben.

Nimoy musste über ein Jahrzehnt lang um jede einzelne Rolle kämpfen.

Nimoy als Regisseur

Mit Star Trek: Der Zorn des Khan [The Wrath of Khan] ging die Star Trek-Filmreihe 1982 in die zweite Runde: Der Film, der sich rund um die Genesis-Technologie dreht, eine Einrichtung, die einen Planeten ohne tierisches und pflanzliches Leben in ein Naturparadies verwandeln soll, wurde ein großer Erfolg.
Der Filmtod von Leonard Nimoys Figur Mr. Spock sorgte für gewaltige Schlagzeilen innerhalb der Fangemeinde: Doch der Filmtod von Mr. Spock bot ein großes dramaturgisches Potenzial für die weiteren Filme mit der Crew aus der Original-Serie. Beim folgenden Film Auf der Suche nach Mr. Spock [On the Search for Mr. Spock, 1984] führte Leonard Nimoy Regie: Nimoy konnte sich ganz auf seine Arbeit als Regisseur konzentrieren, da er im Film nur kurz auftrat. Nach dem Erfolg von Der Zorn des Khan musste er bei den Paramount Studios nur fragen, ob man den dritten Film mit ihm als Regisseur realisieren würde – das Studio war von all seinen Ideen begeistert. Nach einer Phase von über einem Jahrzehnt, während der Nimoy als Schauspieler um jede Rolle kämpfen musste, war das völlig ungewohnt für ihn.
Am Filmset war man begeistert von Nimoys Fähigkeiten als Regisseur: Für den Film Zurück in die Gegenwart [The Voyage Home, 1986] war Nimoy nicht nur als Regisseur tätig, er verfasste ebenfalls das Drehbuch. 

Star Trek ohne Mr. Spock – undenkbar

Leonard Nimoy verschmolz mit seiner Rolle des Mr. Spock: Für einen Schauspieler, der seine Rolle für zwölf bis vierzehn Stunden pro Tag spielt, ist es nicht leicht, seine Rolle zu vergessen. Selbst in seiner Freizeit begann Nimoy, sich wie Spock zu verhalten – das war nicht unbedingt eine negative Eigenschaft. 
Star Trek ohne Mr. Spock – das ist undenkbar: Selbst in späteren Star Trek-Serien wie The Next Generation taucht der Charakter auf und wurde auch von Leonard Nimoy verkörpert. Nimoy steckte beinahe sein gesamtes schauspielerisches Talent in die Entwicklung des Charakters Mr. Spock. Andere Schauspieler fühlten sich immer davon gestört, wenn sie auf eine einzelne Rolle reduziert wurden: Bei Leonard Nimoy scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Zwischen der Veröffentlichung seiner ersten Memoiren I Am Not Spock 1975 und seinen zweiten Memoiren I Am Spock 1995 lagen zwanzig Jahre, in denen sich Nimoy einer Sache bewusst wurde: Die Rolle des Spock war sein Lebenswerk. 

Simon von Ludwig


Beitragsbild: © Simon von Ludwig

Maßgebliche Quellen: Nimoy, Leonard: I Am Spock, 2015 Hachette Books und Nimoys Eintrag in der Encyclopedia Britannica


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