Mit seiner Musik zu einigen Star Trek-Filmen verewigte sich Jerry Goldsmith: Seine Karriere begann Anfang der Fünfziger, als Goldsmith eine Stelle als Komponist bei CBS annahm. Seine Aufgabe war es dort, Film- und Radiomusiken am laufenden Band zu schreiben. Seine Faszination für die Filmmusik begann bereits mit 16 Jahren: Als Teenager sah er Filme, deren Musik vom ungarisch-amerikanischen Komponisten Miklós Rózsa komponiert wurde und war fasziniert von seinen Werken. Diese Faszination motivierte Goldsmith dazu, bereits in jungen Jahren in die Wissenschaft des Schreibens von Filmmusik einzutauchen. Er studierte bei Maestro Mario Castelnuovo-Tedesco, einem italienischen Komponisten und Pianisten, bei dem unter anderem auch Henry Mancini studierte.
In den Fünfzigern und Sechzigern waren in der amerikanischen Filmindustrie Komponisten gefragt wie nie zuvor: In Hollywood mangelte es nicht an Schauspielern, sondern an Komponisten. Der italienische Maestro Ennio Morricone hatte mit seinem Werk die Messlatte für die nächste Generation an Filmkomponisten hoch angesetzt. 

Fernsehkomponist

Seine ersten Lorbeeren als Filmkomponist erntete Goldsmith 1962 für seine Filmmusik zum Biopic Freud, das sich um das Leben des Psychoanalytikers Sigmund Freud dreht. Der Film brachte ihm seine erste Nominierung für einen Academy Award ein, der ging 1962 jedoch an Maurice Jarre für seine Musik zu Lawrence von Arabien [Lawrence of Arabia, 1962] mit Peter O’Toole in der Hauptrolle.
Zu dieser Zeit komponierte Jerry Goldsmith hauptsächlich Musik für Fernsehserien – als Filmkomponist konnte er sich zunächst noch nicht etablieren. Es war nicht zuletzt der Bewunderung des einflussreichen Filmkomponisten Alfred Newman zu verdanken, dass Goldsmith schließlich Aufträge für Filmkompositionen erhielt. Newman soll die Produzenten des Westerns Einsam sind die Tapferen [Lonely Are The Brave, 1962] mit Kirk Douglas in der Hauptrolle überzeugt haben, Goldsmith für die Filmmusik zu engagieren. Der Western gilt als Goldsmiths Durchbruch als Filmkomponist. 

Die Filmmusik zu Planet der Affen ist ein frühes Beispiel für Goldsmiths avantgardistischen Stil.

Chinatown

Große Aufmerksamkeit erhielt Jerry Goldsmith 1968 für seine Komposition zum post-apokalyptischen Science-Fiction-Film Planet der Affen [Planet of the Apes]. Die Filmmusik zu Planet der Affen ist ein frühes Beispiel für einen avantgardistischen Stil, der sich in der Filmmusik ab Ende der Sechziger mehr und mehr durchsetzte: Mit dieser Arbeit zementierte Goldsmith seinen Status als gefragter Filmkomponist und war bereit für zahlreiche weitere Herausforderungen, die ihn in den Siebzigern erwarten würden.
Zunächst stockte Goldsmiths Karriere Anfang der Siebziger: Er war gezwungen, neben seinen Filmkompositionen wieder mehr TV-Kompositionen zu verfassen. Goldsmith gilt als einer der wenigen Komponisten, die den Spagat zwischen TV- und Filmmusik beherrschten. 

Ursprünglich war der Komponist Phillip Lambro für die Filmmusik zum Film noir Chinatown (1974) vorgesehen: Der Produzent Robert Evans entschloss sich jedoch in letzter Minute dazu, Lambro durch Jerry Goldsmith zu ersetzen. Goldsmith erhielt den Auftrag, innerhalb von zehn Tagen die Filmmusik zum komplexen Film noir Chinatown zu verfassen. Klingt unmöglich? Nicht für Jerry Goldsmith. Innerhalb von zehn Tagen stellte Goldsmith einen Soundtrack auf die Beine, der für die Academy Awards nominiert wurde, jedoch Nino Rotas Soundtrack zu Der Pate – Teil II unterlag. 

Star Trek

Ende der Siebziger erwartete Jerry Goldsmith seine wohl größte Herausforderung als Filmkomponist: Man betraute ihn mit dem Soundtrack zu Star Trek – Der Film [Star Trek: The Motion Picture, 1979] und damit praktisch mit der Neuerfindung eines Science-Fiction-Franchise.
Goldsmith sagte später, dass es eine der schwierigsten Aufgaben seiner Karriere gewesen sei, die Musik zu Star Trek zu verfassen: Gene Roddenberry soll bereits für die Star Trek-Originalserie bei Goldsmith für die Titelmusik angefragt haben, damals kam das Projekt für Goldsmith jedoch wegen anderer Engagements noch nicht infrage. Die Musik zu Star Trek – Der Film ist ohne Frage mit dem Franchise verknüpft wie kein anderer Soundtrack und wurde später unter anderem für die Serie The Next Generation wieder verwendet.
Für Stark Trek V: Am Rande des Universums [Star Trek V: The Final Frontier, 1989] kehrte Jerry Goldsmith als Komponist für das Star Trek-Franchise zurück: Außerdem verfasste er die Soundtracks zu Der erste Kontakt [First Contact, 1996] und Der Aufstand [Insurrection, 1998]. 

Die Zukunftsvision von Star Trek passte zu Goldsmiths Herangehensweise an Filmmusik.

Der Klang von Science-Fiction

Jerry Goldsmith blieb mit dem Science-Fiction-Genre für den Rest seiner Karriere verbunden: Seinen Soundtrack zu Total Recall (1990) bezeichnete er als einen seiner besten Soundtracks.
Goldsmith avantgardistische Herangehensweise an das Komponieren von Filmmusik prädestinierte ihn für das Komponieren von Filmmusik für Science-Fiction-Filme: Insbesondere das Star Trek-Franchise zeichnet sich durch eine konkrete Zukunftsvision aus, mit der sich das Franchise von anderen Sci-Fi-Reihen abhebt. Diese Zukunftsvision passte zu Goldsmiths Herangehensweise an Filmmusik: Nicht ohne Grund beginnen die beiden Star Trek-Filme Der erste Kontakt und Der Aufstand mit imposanten Musikeinlagen, während der die Namen der Schauspieler und Filmcrew eingeblendet werden. Die Musik macht einen großen Teil der Faszination dieser Filme aus. 

Arthur Morton 

Für einen Großteil seiner Karriere arbeitete Jerry Goldsmith mit dem Arrangeur Arthur Morton zusammen: Mit seinen Orchesterarrangements war Morton mitverantwortlich für den typischen Goldsmith-Sound. Morton arbeitete mit Goldsmith unter anderem für die Filme Chinatown, Star Trek: Der Film und L.A. Confidential (1997) zusammen. Die professionelle Partnerschaft beider Musikschaffenden dauerte über drei Jahrzehnte an und umfasst einen Großteil von Jerry Goldsmiths Vermächtnis als Musikkomponist, das weit über hundert Soundtracks zu Fernsehserien und Filmen umfasst.
Jerry Goldsmith gilt heute als einer der einflussreichsten Filmkomponisten der Geschichte: Er verlieh mit seinen Kompositionen dem aufkommenden Science Fiction-Genre einen musikalischen Klang, der viele der Filme, zu denen er die Musik verfasste, bis heute auszeichnet.

Simon von Ludwig


Beitragsbild: © Simon von Ludwig

Maßgebliche Quelle: Die Biographie von Jerry Goldsmith auf jerrygoldsmithonline.com


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