Sein Vater war ein Filmvorführer und seine Mutter war eine klassische Pianistin: Einer der bekanntesten Filmkomponisten des 20. Jahrhunderts wuchs in der Welt des Films und in der Welt der Musik zugleich auf – im Laufe seines Lebens verstand John Barry es wie kein anderer, diese beiden Welten miteinander zu verbinden.
Als der Tonfilm den Stummfilm ablöste – Barrys Vater war Filmvorführer während der Stummfilmzeit – ging man davon aus, dass es weit weniger gute Tonfilme als gute Stummfilme geben würde. Grund dafür war die Annahme, dass nur wenige Regisseure und Komponisten die Gabe besitzen würden, zusammen einen Film mit Dialogen zu gestalten und zugleich musikalisch zu untermalen. Die Befürchtung war, die nun möglich gewordenen Dialoge würden die Filmmusik vollkommen verdrängen.
Bis zur Erfindung des Tonfilms wurden Filme live im Kino von einem Stummfilmorchester oder einem Klavier musikalisch untermalt.

John Barry wuchs praktisch im Kino auf.

James Bond

Im Laufe seiner Karriere komponierte John Barry die Musik zu elf der James Bond-Filme: Damit beeinflusste er die James Bond-Filmreihe wie kein anderer Komponist. Barry arrangierte Monty Normans James Bond Theme und machte es zu einem der bekanntesten Themes der Filmgeschichte: Ohne das James Bond Theme wären die Bond-Filme undenkbar.
Doch wie kam es dazu, dass die James Bond-Produzenten John Barry für das Arrangieren der Musik des ersten Bond-Streifens Dr. No (1962) engagierten?

Jugend & Karrierebeginn

Dass John Barry bereits in frühen Jahren in die Welt des Films eingeführt wurde, steht außer Frage: Sein Vater besaß eine Kinokette mit sechs Kinos in Nordengland. Barry wuchs praktisch im Kino auf.
In den Fünfzigern arrangierte Barry Musikstücke für verschiedene Orchester, bevor er 1957 seine eigene Band, die John Barry Seven, gründete.
Zwischen 1959 und 1962 arbeitete Barry für die Plattenfirma EMI und arrangierte Orchesterbegleitungen für verschiedene Sänger, die bei EMI unter Vertrag waren. Besonders für den Sänger Adam Faith arrangierte Barry zahlreiche Lieder. 

Durchbruch

Als Adam Faith in seinem ersten Film mitspielte, komponierte John Barry die Filmmusik für den Film: Beat Girl (1960) war John Barrys erste Arbeit als Filmkomponist. In den Sechzigern komponierte John Barry die Filmmusiken für zahlreiche weitere Adam Faith-Filme.
Seine Engagements für die Adam Faith-Filme weckten das Interesse der Produzenten des ersten Bond-Films Dr. No, die auf der Suche nach einem geeigneten Komponisten für ihren Film waren.

Ende Juni 1962 wurde das James Bond Theme mit dem John Barry Seven & Orchestra zum ersten Mal aufgenommen. Offiziell wurde John Barry als Arrangeur des James Bond Theme aufgeführt.
Die Zusammenarbeit bewährte sich: Auch für den nächsten Bond-Streifen Liebesgrüße aus Moskau (1963) wurde John Barry engagiert. James Bond bedeutete für John Barry den großen Durchbruch seiner Karriere.

Die Zusammenarbeit zwischen den James Bond-Produzenten und John Barry hielt bis 1987 mit dem Bond-Film Der Hauch des Todes an: Die Musik zu den James Bond-Filmen zählt zu John Barrys bekanntesten Werken. In den Siebzigern und Achtzigern verstand Barry es, zeitgenössische Musik in die Bond-Soundtracks einzubauen: Er blieb dem klassisch angehauchten James Bond Theme treu und doch beweisen Werke wie All Time High oder A View to a Kill Barrys Fähigkeit, Pop-Musik mit klassischer Musik publikumswirksam zu verknüpfen. 

Als Barry zum letzten Mal zu Der Hauch des Todes (1987) die James Bond-Musik komponierte, übernahm er in der finalen Szene des Films einen Cameo-Auftritt als Dirigent eines Orchesters. 

James Bond bedeutete für John Barry den großen Durchbruch seiner Karriere.

Pioniergeist

John Barry war ein Pionier der Filmmusik: Für die Filmmusik von Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969) verwendete John Barry Synthesizer – damals ein Novum in der Filmmusik. John Barry war meistens verantwortlich für die gesamte musikalische Untermalung eines Films – nicht nur für das Titellied. So kam es, dass zahlreiche Filme dank ihrer Filmmusik von John Barry Pluspunkte bei den Kritikern sammelten. Filme wie Jenseits von Afrika (1985) oder Der mit dem Wolf tanzt (1990) wären ohne die Musik von John Barry kaum vorstellbar. 

Jenseits von Afrika

Beim Soundtrack zu Jenseits von Afrika arbeitete John Barry mit Einflüssen aus traditioneller afrikanischer Musik: Bereits in der Eingangsszene des Films wird klar, dass die Musik im Film eine entscheidende Rolle spielt. Der Titel Flying Over Africa lässt den Zuschauer glauben, er fliege gerade tatsächlich mit Denys Finch Hatton und Karen Blixen über die Berge und Täler von Kenia. In Jenseits von Afrika wertet die Musik nicht nur die Handlung des Films auf: John Barry stellt hier unter Beweis, wie vollkommen ein Soundtrack mit der Handlung eines Films verschmelzen kann. Hört man den Soundtrack zu Jenseits von Afrika, spielen sich vor dem inneren Auge die verschiedenen Szenen ab, in denen die jeweiligen Stücke im Film zu hören sind. Nur wenige Komponisten sind dazu in der Lage. 

Vermächtnis

Beim Komponieren von Filmmusik geht es um mehr als nur Komponieren: Eine Filmmusik muss zum Rhythmus, zum Inhalt und zu den Gefühlslagen eines Films passen. Dazu gehört auch, zu wissen, in welche Filmszene Musik gehört und in welcher Filmszene lediglich realistische Töne angebracht sind.
Das alles wusste John Barry: Sein Vermächtnis umfasst unzählige Filmmusiken. Darunter zählen prominente Beispiele wie die James Bond-Reihe, Jenseits von Afrika oder Der mit dem Wolf tanzt.

Simon von Ludwig

Die Musik der James Bond-Filme

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

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