Die Dattelpalme ist ein Wunder der Natur: Der Baum, an dem die Dattelfrucht wächst, ist perfekt an das Klima angepasst, in dem er wächst. Durch das Hochstellen der Blätter bei starker Sonneneinstrahlung schützt sich die Palme vor Austrocknung. Wenn es aber regnet – das kommt im trockenen Wüstenklima äußerst selten vor – wird das wertvolle Regenwasser dem Baumstamm und den Wurzeln durch die trichterförmige Stellung der Palmenblätter direkt zugeführt. Die Dattelfrucht weist eine relativ kleine Größe auf, doch ihre Inhaltsstoffe machen sie zu einer echten Energiebombe: Deshalb bezeichnet man die Dattel auch als das „Brot der Wüste“.
Die Früchte der Dattelpalme bilden große Fruchtstände, die an verzweigten Rispen hängen. Im Prinzip ähnelt das Wachstum der Dattel dem Wachstum von Traubendolden an einer Weinrebe: Der einzige Unterschied ist, dass die Fruchtstände der Dattel wesentlich schwerer und größer sind. Ein einzelner Fruchtstand kann bis zu 20 Kilogramm schwer werden.
Jeder dieser Fruchtstände trägt zunächst etwa 400 bis 500 Blüten, aus denen später 300 bis 400 Früchte heranreifen: Bevor die Datteln heranreifen, werden die Rispen der Palme ausgedünnt. Würde jede Rispe der Dattelpalme Früchte tragen, wären im folgenden Jahr wesentlich weniger Früchte zu erwarten.
Immense Sortenvielfalt
Die Dattel ist im Mittleren Osten zuhause: Dort ist sie seit der Zeit der Babylonier von immenser wirtschaftlicher Bedeutung. Nicht zuletzt deshalb mag die Dattelpalme auch als „Baum des Lebens“ in der Bibel Erwähnung gefunden haben.
Eine Dattelpalme kann eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen und bis zu hundert Jahre alt werden: Jedes Jahr trägt die Palme über hundert Früchte. Datteln sind nicht einfach nur Datteln: Manche Quellen gehen von hundert verschiedenen Dattelsorten aus, andere sprechen gar von über tausend verschiedenen Sorten. Datteln werden in weiche, halbtrockene und trockene Sorten unterteilt: Die wenigsten Dattelsorten, die angebaut werden, kommen in Europa in den Handel.
Frische Datteln sind ohnehin nur sehr schwer erhältlich in Europa – so gut wie alle Datteln, die im europäischen Raum verkauft werden, sind getrocknet.
Zu einer der begehrtesten und bekanntesten Dattelsorten zählt die Muskatdattel (Deglet Nour, arabisch für „Finger des Lichts“). Weitere bekannte Dattelsorten sind unter den Namen Medjool („Königsdattel“), Sukkari, Safawi, Segai, Mabroom, Ajwa und Khudri geläufig. Jede Dattelsorte zeichnet sich durch ein anderes Geschmacksprofil aus: Diese Sorten unterscheiden sich gravierend in ihrer Weichheit, Süße und Größe. Nicht ohne Grund gibt es Dattelverkostungen, bei denen man die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten genau ausmachen kann.
Befruchtung und Dattelsüße
Die Dattelpalme ist eine zweihäusige Pflanze: Das bedeutet, eine Dattelpalme hat entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten. Die Blüten werden in Dattelplantagen nicht durch den Wind bestäubt, sondern manuell: Dabei werden zum Beispiel die männlichen Blütenstände über den weiblichen ausgeschüttet. Inzwischen gibt es Unternehmen, die sich ausschließlich auf die Herstellung von Dattelpalmenpollen spezialisiert haben, um ein exzellentes Züchtungsergebnis zu erzielen. Einige Wochen nach der Befruchtung reifen die Früchte heran und benötigen fünf bis sechs Monate bis zur Vollreife: Während dem Wachstum der Dattelfrüchte hat die Dattelpalme einen hohen Wasserbedarf. Deshalb ist es essenziell, dass die Palme entweder bewässert wird oder über Zugang zum in der Wüste reichlich vorhandenen Grundwasser verfügt.
In früheren Zeiten gab es nicht nur für die Früchte der Dattelpalme eine Verwendung: So verwendete man zum Beispiel die Blätter der Palme zum Decken von Dächern und der Stamm wurde als Bauholz eingesetzt.
Aufgrund des relativ hohen Zuckergehaltes stellt die Dattel einen exzellenten Energielieferanten dar: Beim Zucker, der in einer Dattel enthalten ist, handelt es sich nicht um den handelsüblichen Haushaltszucker. Bei gesundheitsbewusster Ernährung wird häufig auf Dattelsüße anstelle auf gewöhnlichen Zucker zurückgegriffen – Dattelsüße zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Mineralstoffen und Vitaminen aus, den herkömmlicher Raffinade-Zucker keineswegs bieten kann. Ob in Gewürzmischungen oder beim Backen: Dattelsüße stellt eine Alternative zum Industrie-Zucker dar.
Inhaltsstoffe und Zentren der Dattelkultur
Zur Trocknung vorgesehene Datteln werden meist halbreif geerntet: Bei frisch gepflückten Datteln liegt der Zuckergehalt bei ca. 20 Prozent, bei getrockneten Datteln liegt der Zuckergehalt bei 60 bis 70 Prozent.
Des Weiteren beinhalten Datteln mehr Kalium als Bananen und dienen daher hervorragend der Muskelregeneration. Daneben enthalten Datteln Calcium, Kupfer, Magnesium Vitamin K und Vitamin B. Nicht zuletzt besitzen Datteln hervorragende entzündungshemmende Eigenschaften.
Es ist kein Wunder, dass die Dattel im arabischen Raum als ein Grundnahrungsmittel gilt: Neben all diesen positiven gesundheitlichen Effekten zeichnet sich die Dattelfrucht durch einen exzellenten, meist stark süßlichen Geschmack aus. Ein Nahrungsmittel, das sich positiv auf den Körper auswirkt und dazu noch sehr gut schmeckt? Ja, dieses Nahrungsmittel ist die Dattel und sie wächst vor allem im Mittleren und Nahen Osten, aber auch in Nordafrika.
Medina und Mekka, zwei der heiligsten Städte des Islam, sind Zentren des Dattelanbaus und Dattelhandels: Dort gibt es zahlreiche Dattelplantagen. Das Besondere an den Dattelplantagen dort ist, dass sich diese in der Nähe von heiligen Stätten befinden und folglich keinerlei Pestizide eingesetzt werden dürfen. In Medina gibt es einen zentralen Dattelmarkt, auf dem man mehrere hundert verschiedene Dattelsorten frisch geerntet und getrocknet erwerben kann. Die häufig in Monokultur angebaute und in Europa fast ausschließlich erhältliche Sorte Deglet Nour spielt dort nur eine untergeordnete Rolle.
Eine Wohltat
Der Prophet Muhammad soll einst gesagt haben, ein Haus mit Datteln ist niemals arm – die Dattel gilt im arabischen Raum seit Jahrtausenden als ein Grundnahrungsmittel, fast vergleichbar mit dem Brot im europäischen Raum. Der Dattel-Anbau in Saudi-Arabien geht auf das siebte Jahrtausend vor Christus zurück – es überrascht daher wenig, dass das Wappen Saudi-Arabiens eine Dattelpalme mit zwei gekreuzten Schwertern zeigt.
Beim Reifen von Datteln gibt es vier Stufen: Kimri (unreif, grün), Khalal (volle Größe, gelb, knackig), Rutab (reif, weich) und Tamr (reif, dunkel, sonnengetrocknet). In jedem dieser vier Stadien sind die Datteln zum Verzehr geeignet. Rund um den Dattelverzehr und Dattelanbau hat sich eine ganz eigene Dattelkultur entwickelt, die vielen Menschen im europäischen Raum bisher verborgen geblieben ist.
Nicht nur als Süßungsmittel lässt sich die Dattel exzellent einsetzen: Eine Dattel als Snack zwischendurch ist eine Wohltat für die Gesundheit des Körpers und für die Geschmacksknospen.
Beitragsbild: © Simon von Ludwig