Seine heilende Wirkung auf den Körper ist den Griechen seit der Antike bekannt: Beim griechischen Bergtee handelt es sich um einen Kräutertee, der auf Höhenlagen von 1.000 bis 2.000 Metern angebaut wird. Der Tee wird hauptsächlich im Norden Griechenlands kultiviert – abgesehen von diesen Regionen wächst der Tee ebenfalls in Albanien, im Süden Bulgariens und dem europäischen Teil der Türkei.
Die Pflanze, aus welcher der Griechische Bergtee gewonnen wird, ist kleinwüchsig und zwischen 15 und 40 cm groß. Gegen leichten Frost und Schnee, wie er in den Gebirgsregionen Griechenlands vorkommen kann, ist die Pflanze immun. Botanisch gesehen ist die Bezeichnung Griechischer Bergtee ein Überbegriff für verschiedene Arten aus der Gattung der Gliedkräuter (Sideritis).
Lokal kommen verschiedene Sorten des Griechischen Bergtees vor – unter anderem der Olympische Bergtee, der Parnassische Bergtee und der Kretische Bergtee. Der Olympische Bergtee wächst, wie der Name bereits verrät, am Fuße des Olymp, dem höchsten Gebirge Griechenlands.
Heilmittel par excellence
Nicht ohne Grund gilt der Griechische Bergtee als das Heilmittel par excellence bei Erkältungen und Magenverstimmungen: Griechischer Bergtee enthält wertvolle Inhaltsstoffe, darunter Mineralien wie Zink und Kalium und ätherische Öle.
Bei gleichzeitig gutem Geschmack enthält der Bergtee außerdem Bitter- und Gerbstoffe, die der Förderung der Verdauung dienen.
Die Hirten im antiken Griechenland wussten, weshalb sie regelmäßig Griechischen Bergtee zu sich nahmen: Der Tee hatte nicht nur eine positive Wirkung auf den Körper, die Pflanze, aus der man den Tee gewann, stellte relativ wenige Ansprüche an Boden und Klima. Die Pflanze wächst vorzugsweise auf sehr trockenen, kalkhaltigen Böden und ist perfekt an das Klima der griechischen Berge angepasst. Als es noch keinen professionellen Anbau der Pflanze gab, war das Heilmittel nur den örtlichen Hirten bekannt und die Pflanze wuchs wild. Dementsprechend war die Gewinnung des griechischen Bergtees relativ unkompliziert.
Der Tee der Langlebigkeit
Nicht alle Tees, die sich Griechischer Bergtee nennen, haben den gleichen Anteil an wirkungsvollen Inhaltsstoffen: Wenn die Pflanzen in niedrigen Höhen angebaut wurden oder mit künstlicher Bewässerung aufgezogen wurden, gehen wertvolle Inhaltsstoffe des Endprodukts verloren und der Tee verliert seine Heilwirkung.
Die Pflanze des griechischen Bergtees kennt keine Landesgrenzen: Im Rumpfgebirge der Rhodopen, das zum größten Teil im Süden Bulgariens liegt, wird der Bergtee als „Tee der Langlebigkeit“ gefeiert. In den Balkanländern ist der Bergtee bis heute ein traditionelles Heilmittel und wird anderen Möglichkeiten der Heilung vorgezogen.
Anfang Juni, zur Blütezeit, werden die Pflanzen abgeerntet: Bei der Ernte wird die gesamte Pflanze von Hand abgepflückt, sprich vom Stängel bis hin zu den Blättern und Blüten wird alles verwendet. Anschließend werden die abgeernteten Pflanzen gebündelt und an der Luft getrocknet.
Zubereitung und Geschmack
Sobald die Pflanzen getrocknet sind, ist der Tee zum Verzehr bereit: Für eine Tasse Griechischen Bergtee gibt man ein bis zwei Esslöffel des getrockneten Tees in einen Teefilter und übergießt diesen mit kochend heißem Wasser. Nach einer Ziehzeit von fünf bis zehn Minuten können die Teeblätter entnommen werden und der Tee getrunken werden. Zum Zubereiten von griechischem Bergtee kommen frische und getrocknete Teepflanzen infrage – in den allermeisten Fällen ist aber nur getrockneter Bergkräutertee verfügbar.
Frischer griechischer Bergtee ist eine regionale Spezialität, die nur Anfang Juni genossen werden kann. Wer einen Berg des Olymp erklimmt, wird am Fuße der Berge die Pflanze Sideritis entdecken – gepflückt werden darf sie allerdings in vielen Fällen nicht, da die wilde Pflanze vielerorts unter Naturschutz steht. Heutzutage wird Griechischer Bergtee meist professionell angebaut – wild gepflückter Bergtee spielt aufgrund der hohen Nachfrage nach dem Tee und dem Naturschutz heute keine Rolle mehr.
Der Geruch griechischem Bergtee erinnert sofort an Salbei: Geschmacklich bietet der Tee ein mild-würziges Aroma mit einer leichten Zitrusnote.
Wie in der Wildnis
Der Anbau des griechischen Bergtees hat in der Region eine lange Tradition: Es gibt Familien, die seit Generationen im Olymp-Gebirge vom Anbau des griechischen Bergtees leben und das Wissen ihrer Vorfahren über den Anbau der wertvollen Teepflanze erhalten.
Die Region, in der griechischer Bergtee wächst, bietet ein echtes Idyll: Man könnte beinahe meinen, die Zeit in den Dörfern am Fuße der griechischen Gebirge sei stehengeblieben. Das ist aber nicht unbedingt der Fall: Beim Anbau der verschiedenen Sorten der Sideritis-Pflanze wird auf moderne Technologien zurückgegriffen. Die Tradition, die Sideritis-Pflanzen von Hand zu ernten, hat sich aber bis heute gehalten. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass nicht alle Sideritis-Pflanzen auf einmal blühen: Jede Pflanze hat ihren eigenen Zyklus, weshalb die Erntezeit im Mai und Juni stattfindet. Außerdem erntet man die Pflanze besonders gerne an einem sonnigen Tag mit blauem Himmel. Eine künstliche Bewässerung ist bei Kennern des griechischen Bergtees in Verruf geraten – wenn sich die Spitzen der Pflanzen-Dolden rot verfärben, deutet das auf einen bewässerungsfreien Anbau hin. Nur, wenn die Pflanzen „wie in der Wildnis“ gedeihen, entfalten sie ihre tatsächliche Heilwirkung.
Auf dem Olymp
Unter den Kräutertees nimmt der Griechische Bergtee eine Sonderstellung ein: Seine lange Tradition und Verbundenheit mit den Gebirgen Griechenlands verleihen dem Tee eine besondere Faszination. Die Herstellung des Bergtees bestimmt das Landschaftsbild einer ganzen Region – auch nach all den Jahrhunderten haben die Menschen dort nie vergessen, welch wirkungsvolles Heilmittel der griechische Bergtee darstellt. Man hat beinahe das Gefühl, in den Olymp aufzusteigen, wenn man einen Schluck griechischen Bergtee trinkt: Dabei wächst die Pflanze, aus welcher der Tee gewonnen wird, gar nicht auf den Gipfeln des Olymps, sondern am Fuße der Berge.
Wie bei jedem Produkt gilt auch beim griechischen Bergtee: Es kommt auf die Qualität des Endprodukts an, im Falle des Bergtees ist insbesondere das Wissen über den Anbau der Pflanze entscheidend. Während die Winzer im französischen Bordeaux am Keltern eines perfekten Rotweins arbeiten, beschäftigt man sich derweil im Olymp mit dem optimalen Anbau des griechischen Bergtees, um die Qualität und die Masse der Produktion in ein gutes Verhältnis zueinander zu bringen.
Beitragsbild: Griechischer Bergtee, © Simon von Ludwig