Er besang und portraitierte gnadenlos die italienische Gesellschaft der damaligen Zeit: Manche Musikkenner gehen so weit und sagen, er half dem italienischen Volkslied aus einer Krise heraus. Seine Vorbilder waren Dichter von französischen Chansons wie Jacques Brel und George Brassens. In seinem relativ kurzen Leben, das nur 28 Jahre andauerte, veränderte er die Welt des italienischen Liedes wie kaum einer vor ihm. Seine Einflüsse reichen bis heute.
Nicht selten wurden seine Werke von der italienischen Zensur verboten: Seine Lieder brachen öfter Tabus und wurden zur damaligen Zeit als unkonventionell empfunden.
Obwohl Luigi Tenco nur acht Jahre in der Musikwelt aktiv war, bewegte er viel: Ähnlich wie James Dean wurde Luigi Tenco durch seinen frühen Tod in den Legendenstatus katapultiert. 

Erste Begegnung mit der Musik

Zu Beginn seiner Karriere als Cantautore arbeitete Luigi Tenco unter Pseudonymen: Unter anderem standen anfangs die Namen Gordon Cliff, Gigi Mai, Dick Ventuno auf Tenco-Platten.
In jungen Jahren gründete Tenco eine Jazz-Band: Zu dieser Zeit lernte Tenco den späteren Cantautore Gino Paoli kennen, mit dem er zusammenarbeitete.
Neben seinem Studium engagierte sich der junge Luigi Tenco musikalisch: In den Fünfzigern war die Musik aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
1958 tourte er mit den italienischen Sängern Giorgio Gaber und Adriano Celentano durch Deutschland: Die Gruppe gab sich den Namen Rocky Mountains Old Times Stompers und brachte die italienische Interpretation des Rock’n Roll mit ihrer Tournee nach Deutschland. 

Tabubrecher

1961 veröffentlichte Luigi Tenco seine erste Schallplatte unter seinem echten Namen: Durch die Single I miei giorni perduti [Meine verlorenen Tage] hörten viele Musikkenner zum ersten Mal den Namen Luigi Tenco.
Die erste Langspielplatte von Luigi Tenco wurde ein Jahr später veröffentlicht: Diese Schallplatte enthielt unter anderem das Lied Angela, das zu einem seiner größten Hits avancierte.
Zur gleichen Zeit kam Luigi Tenco zum ersten Mal in Konflikt mit der Zensur: Viele seiner Lieder, darunter auch Io sì, wurden anfangs indiziert, da sie zahlreiche Tabus der damaligen italienischen Gesellschaft brachen.
Oft wird gesagt, durch die Melancholie seiner Texte und seinen einzigartigen Interpretationsstil gleiche Luigi Tenco französischen Chansonniers wie Jacques Brel: Nichtsdestotrotz entwickelte Tenco seinen eigenen Stil und passte die Stilmittel, die er von seinen Idolen Brel, Aznavour und Brassens gelernt hatte, den Eigenheiten der italienischen Sprache an. 

In den Sechzigern war Luigi Tenco längst zu einem Eckpfeiler der italienischen Musik avanciert.

Ennio Morricone

In den Sechzigern war Luigi Tenco auch als Schauspieler gefragt: Sein Debüt als Hauptdarsteller feierte er in La Cuccagna unter der Regie von Luciano Salce. Dort spielte er eine beinahe autobiographische Rolle. Er übernimmt die Rolle eines jungen introvertierten Cantautores, der sich gegen die bürgerliche Gesellschaft stellt. Die Musik für den Film komponierte Ennio Morricone.
Tenco leistete einen Beitrag zum Soundtrack des Films: Er spendierte dem Soundtrack von Morricone mit Quello Che Conta und Tra Tanta Gente zwei seiner größten Hits.
In den Sechzigern war Luigi Tenco längst zu einem Eckpfeiler der italienischen Musik avanciert: Neue Musiktrends und neue Musikphänomene wie die Beatles oder die Rolling Stones konnten der Berühmtheit von Luigi Tenco wenig anhaben. 

Dalida

Mitte der Sechziger traf Luigi Tenco die Sängerin Dalida in Rom: Zwischen den beiden entwickelte sich eine Liebesbeziehung, die in der gemeinsamen Interpretation des Tenco-Liedes Ciao Amore, Ciao kulminierte: Mit dem Chanson nahmen beide am Festival von San Remo 1967 teil.
Das Festival von San Remo ist einer der bedeutendsten Wettbewerbe des italienischen Liedes – bis heute wird beim Festival das italienische Chanson gefeiert und eine Jury wählt die Gewinner des Wettbewerbs aus. 

Vermächtnis & Mysterium

Das Erbe von Luigi Tenco ist eines der bedeutendsten der modernen italienischen Musikwelt: Er bereicherte das Genre des italienischen Liedes wie keiner vor ihm und gibt italienischen Cantautores noch heute Inspiration. Lieder wie Angela oder Ciao Amore, Ciao konnten nur von Luigi Tenco interpretiert werden – er verstand es wie kein anderer, Melancholie mit fesselnden musikalischen Arrangements in Einklang zu bringen. Sein Tod ist bis heute ein Mysterium – fest steht, dass er gerade wegen seines frühen Tods zu einer großen Berühmtheit avancierte und seine Jugendlichkeit in seinen Liedern für immer weiterlebt.

Simon von Ludwig

Artikelserie über Dalida

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

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