Teil eins
Es war ein Leben, das von der Sehnsucht nach Liebe geprägt war: Das Leben der Iolanda Cristina Gigliotti. Unter ihrem Künstlernamen Dalida wurde sie weltberühmt.
Sie sang in nicht weniger als zehn Sprachen und wurde von einem breiten Publikum bewundert.
Ihr Image: Die „Madonna“. Es gab Kritiker, die Dalida mit einer Schönheit aus dem alten Ägypten verglichen.
Aber wer war Iolanda Gigliotti?
Auf den Spuren ihrer Träume
„Ich wohne in der Nähe der Champs-Elysées, der schönsten Prachtstraße der Welt, in einem eleganten Viertel voller Schaufenster.“
Dies sind die Worte, die Dalida in einem Brief an ihre Familie richtete, als sie zum ersten Mal von ihnen wegzog. Sie wuchs in Ägypten auf, als einziges Mädchen in einer Familie mit drei Kindern.
Es war ihr Vater, der Dalida zum ersten Mal mit der Musik in Berührung brachte: Er war erster Geiger an der Kairoer Oper.
Aber die Musik war nicht Dalidas einzige Leidenschaft: Sie liebte das Kino und das Showgeschäft. Ihr Idol war Rita Hayworth: Dalida folgte ihren Träumen…
Miss Ägypten
1954 wurde Iolanda „Miss Ägypten“: Es war ein langer Weg. Zunächst musste sie ihre Familie davon überzeugen, dass sie in eine Welt eintreten wollte, die mit dem Familienleben in Ägypten wenig zu tun hatte. Dalida wusste, dass sie für diese Welt gemacht war.
Der französische Regisseur Marc de Gastyne drehte einen Film über das alte Ägypten: „Die Maske des Tutanchamun“. Dalida spielt eine Spionin – eine kurze Rolle, aber ihre erste Filmrolle.
Mit Marc de Gastyne hatte Iolanda einen Impresario gefunden: Er war überzeugt davon, dass sie sich nach Paris begeben sollte…
Neues Leben in Paris
Gesagt, getan: Am 25. Dezember 1954 brach Iolanda nach Paris auf: Obwohl sie wusste, dass sie einen Fünfjahresvertrag mit dem ägyptischen Studio „Zarpanelli“ hätte unterschreiben können, verließ sie ihre Heimat.
In Paris war das Leben nicht einfach: Auch wenn sie mit ihrem Manager in Kontakt blieb, gab es keinerlei Anzeichen, dass ihr eine große Karriere bevorstünde. Paris ist nicht Kairo: In Paris beherrschten Edith Piaf, Gloria Lasso und Jacqueline François die Bühnen.
„Es war immer noch Mode, dass einfache Mädchen in schlichten schwarzen Kleidern unbeweglich hinter ihren sperrigen Mikrofonen standen und nur ihre Hände bewegten“, schreiben Catherine Rihoit und Dalidas Bruder Orlando in ihrer Biographie über Dalida.
La Villa d’Este
Chansonsängerinnen wie Edith Piaf kamen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs: Sie waren die Sänger, die die Soldaten an ihre Freundinnen im Vaterland erinnerten. Daher kam auch die Einfachheit dieser Generation an Sängern: Die Freundinnen der Soldaten waren selten glamourös gekleidete Frauen.
In den fünfziger Jahren war es Zeit für eine neue Generation von Sängerinnen.
Obwohl das Schauspielen Dalidas großer Traum war, entschied sie sich für eine andere Form der Unterhaltung: das Kabarett. Sie nahm Gesangsunterricht bei einem autoritären Gesangslehrer – zwischen den beiden herrschte eine hitzige Beziehung. Doch der Gesangsunterricht machte sich bezahlt: Sie wurde von dem renommierten Kabarett Villa d’Este engagiert.
Zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere trägt sie den Künstlernamen „Dalila“ – in Anlehnung an das Alte Testament. In der Villa d’Este lernte Iolanda den Schriftsteller und Drehbuchautor Albert Machard kennen. Er riet ihr, ihren Künstlernamen in Dalida zu ändern: Jetzt hatte Iolanda einen einzigartigen Namen. Ein Name, der mit ihrem Gesang um die Welt gehen würde.
Dalida bekam bald den Ruhm der Villa d’Este zu spüren: Sie wurde einmal von König Farouk von Ägypten besucht. Er erfuhr davon, dass eine Ägypterin der neue Star der Villa d’Este geworden war…
Der entscheidende Tag
Am 9. April 1956 fand im Olympia ein Wettbewerb für Amateure statt: „Les Numéros 1 de demain“ (dt.: „Die Nummer Eins-Sänger von morgen). Dalida nahm mit dem Lied Etrangère au paradis teil –eine der Erkennungsmelodien von Gloria Lasso. Sie riskierte, mit Gloria Lasso verglichen zu werden. Und sie hielt dem Vergleich stand: Sie überzeugte Lucien Morisse, den Programmdirektor des Radiosenders Europe 1, von ihrem Talent. Das Zusammentreffen der beiden war ein „Zufall“: Einige Stunden vor dem Wettbewerb spielten der Musikverleger Eddie Barclay und Lucien Morisse das Trinkspiel 421. Sie konnten sich nicht entscheiden, was sie am Nachmittag tun wollten, und ließen den Spielausgang entscheiden. Lucien wollte Bruno Coquatrix, den Besitzer des Olympia, besuchen und sich die Bewerber des Wettbewerbs anhören. Barclay wollte ins Kino.
Lucien gewann.
Erfolg
Es gibt nur ein Wort, das die Karriere von Dalida nach ihrer Begegnung mit Lucien Morisse beschreibt: Erfolg.
„Bruno Coquatrix ist mein Erfolg. Eddie Barclay ist mein Geld. Lucien Morisse ist mein Herz.“
Das ist die Meinung von Dalida über den Beginn ihrer Karriere.
Die Suche nach neuen Managern war erfolgreich – jetzt gab es eine neue Suche: Das perfekte Chanson musste für Dalida gefunden werden.
Im Oktober 1956, sechs Monate nach dem Wettbewerb, hatte Lucien Morisse eine Offenbarung: Er hatte das neapolitanische Lied Guaglione entdeckt: Für Frankreich hatte er die französische Übersetzung des Liedes, Bambino, ausgewählt. Dalida nahm das Lied über Nacht auf und Morisse ließ es rund um die Uhr auf Europe 1 spielen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Schallplatte zu einem Kassenschlager entwickelte und jeder, der Radio hörte, von Dalida Notiz genommen hatte: 1956 war das langersehnte Jahr des Erfolgs für Dalida.
Nach ihrem phänomenalen Erfolg stand sie im Olympia als Vorgruppe von Charles Aznavour auf der Bühne – es sollte nicht das letzte Mal sein, dass sie im legendären Olympia auftrat…
Maßgebliche Quellen: Catherine Rihoit avec Orlando: „Dalida — Mon frère, tu écriras mes mémoires“, 2016 Plon und der Film „Dalida“ von Lisa Azuelos.
Beitragsbild: © Simon von Ludwig