Teil zwei — Teil eins hier

Der Erfolg von Bambino war enorm: Sie erhielt für 300.000 verkaufte Schallplatten von Bambino eine Goldene Schallplatte. Doch hier war die Erfolgsreise von Dalida noch lange nicht zu Ende.
Lucien Morisse, ihr Geliebter und zugleich ihr Manager, landete einen zweiten Hit mit ihr: Gondolier.
Das Lied wurde in französischer und italienischer Sprache geschrieben – das verbesserte die Erfolgschancen. Der Plan ging auf: Gondolier wurde Dalidas zweiter großer Hit – diesmal feierte das Lied auch in Italien großen Erfolg. 

Sie baut eine Scheinwelt

1958, im Jahr darauf, erhielt sie den Oscar von Radio Monte-Carlo: Sie sollte den Oscar de Radio Monte-Carlo daraufhin sieben Jahre lang in Folge gewinnen. 

Die Discographie française schrieb über Dalida:

„Ihre Stimme umschmeichelt einen und lässt einen träumen. Sie baut vielleicht eine Scheinwelt, aber es ist notwendig. Sie kreiert eine Welt mit Schlössern in Spanien und einer wunderbaren ewigen Liebe. Es ist ein Märchen, das in den drei Minuten, die ein Chanson dauert, erzählt wird.“

Sie baut vielleicht eine Scheinwelt, das ist das Geheimnis von Dalida. Drei Minuten lang verzaubert sie das Publikum.

Erfolg in Europa

1959 avancierte Dalida zu einer europäischen Berühmtheit: Bis März verkaufte sie über eine Million Platten – eine Sensation. Internationale Tourneeveranstalter machten ihr Angebote – Dalida wurde zu einem europäischen Phänomen.
Sie ging auf Tour durch Frankreich, Deutschland, Ägypten und Italien: Zu den Deutschen baute Dalida eine besondere Beziehung auf. Sie trat in der Deutschlandhalle in Berlin vor fünfzehntausend Menschen auf. Auf dem Programm: Die deutsche Version des Liedes Le Jour où la pluie viendra. Am Tag als der Regen kam wurde ein großer Hit in Deutschland: Der Titel belegte den ersten Platz in der neu erschaffenen Hit-Parade. 

Hollywood?

Am 26. Dezember 1958 kam Dalida in New York an: Norman Grantz, der Manager von Ella Fitzgerald, lud Dalida ein, nach Hollywood zu kommen – es war die Blütezeit des Musicalfilms. Ein Genre wie geschaffen für Dalida.
Hollywood erkannte die Möglichkeiten des Musikfilms: 1956 wurde der Film Die oberen Zehntausend (High Society) mit Grace Kelly ein großer Erfolg. Grantz bot Dalida einen Vertrag an.
Auch wenn Hollywood seit ihrer Kindheit Dalidas Traum war, blieb sie kritisch: In Amerika fühlte sie sich einsam. Außerdem hatte sie Angst, Frankreich zu verraten, das Land, das ihr die Chance auf Erfolg gegeben hatte.
Sie lehnte den Vertag ab. Im Dezember 1978, zwanzig Jahre später, ergab sich die gleiche Situation: Im letzten Moment lehnten sie auch zwanzig Jahre später das Angebot aus Hollywood ab.

Das Olympia

Die sechziger Jahre standen im Zeichen des Olympia: 1961, 1964 und 1967 trat Dalida jeweils einen Monat lang im Olympia auf. Der Erfolg im Olympia war ein persönlicher Triumph für Dalida: Nach ihrer Scheidung von Lucien Morisse schon ein Jahr nach der Hochzeit boykottierte der Radiosender Europe 1 Dalida. Es war der Sender, der für den Erfolg von Dalida verantwortlich war. Lucien Morisse, damals Generaldirektor von Europe 1, hatte den Boykott angeordnet. Die anderen Sender nutzten die Gelegenheit: RTL und France-Inter spielten Dalida nonstop. Letztendlich hat der Boykott Dalida mehr genützt als geschadet.
In den frühen sechziger Jahren lebte Dalida ein großartiges Leben: Mit ihrem neuen Liebhaber Jean Sobieski fand sie eine Wohnung in Neuilly. Ihre Nachbarn: Jean Anouilh und Pierre Fresnay. Dalida entdeckte eine neue Welt: die Welt der „Intellektuellen“. 

Der Abend der Premiere

Am 6. Dezember 1960 trat Dalida zum ersten Mal nach dem Boykott im Olympia auf: Die Musikwelt hatte sich verändert. Einen Erfolg mit einem Lied wie Bambino zu haben war undenkbar im Jahr 1960. Es war die Blütezeit des Twist und des Rock ’n‘ Roll. Das Idol der französischen Jugend: Johnny Hallyday. Im Alter von achtzehn Jahren hatte er bereits zwei Millionen Platten verkauft. Dalida kannte Hallyday. Er zeigte ihr, wie man den Twist tanzt. 

Der 6. Dezember war ein turbulenter Tag für Dalida: In ihrer Garderobe fand sie einen Blumenstrauß mit der Aufschrift: „Dem verstorbenen Lied, lang lebe Edith Piaf.“
Dalida hatte an diesem Abend eine große Aufgabe vor sich. 
Nach dem vierten Lied, Je me sens vivre, bebte es im Saal des Olympia. Ein phänomenaler Erfolg. Die Musikwelt hatte sich seit ihrem ersten Erfolg verändert, und Dalida hat sich mit der Musik verändert: Je me sens vivre verbindet Dalidas typischen Stil mit Aspekten der damaligen „Jugendmusik“. 

La Danse de Zorba

Die 1960er Jahre: ein Jahrzehnt ohne Vergleich für Dalida. Im Olympia war sie nicht nur erfolgreich. Sie traf hier auch Menschen wie Marlene Dietrich oder Johnny Hallyday – Menschen, die die Kultur der Vergangenheit und der Zukunft repräsentierten.
1965 nahm sie La Danse de Zorba (mit Musik von Míkis Theodorákis) für den Film Zorba the Greek mit Anthony Quinn auf. Das Lied wurde ein internationaler Erfolg: Trotz des Aufkommens der „Yéyé“-Generation waren Dalidas Platten in den 1960er Jahren erfolgreich.
Nach einer schweren persönlichen Krise im Jahr 1967 änderte sich Dalidas Musik: Sie sang nun eher melancholische Lieder wie Avec le temps oder Un Po D’Amore [die italienische Version von Justin Haywards Nights in White Satin. Er schrieb das Lied für seine Band The Moody Blues].

Dalida passte sich nicht mehr an den Musikgeschmack der Zeit an – sie nahm ihr Publikum mit und löste sich los von anderen Künstlern. Etwas, dass sie sich endlich leisten konnte, ohne Publikum zu verlieren.
1968 wurde Dalia zum Commandeur des Arts, Sciences et Lettres ernannt und erhält von Charles de Gaulle die Medaille der Präsidentschaft der Republik: das Ende eines Jahrzehnts, das von beruflichen Erfolgen und persönlichen Krisen geprägt war.  

Simon von Ludwig

Teil drei.

Maßgebliche Quellen: Catherine Rihoit avec Orlando: „Dalida — Mon frère, tu écriras mes mémoires“, 2016 Plon und der Film „Dalida“ von Lisa Azuelos.

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

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