Teil zwei von zwei — Teil eins hier

Nachdem Marlene von Jean Abschied genommen hatte, kehrte sie zurück nach Hollywood und fühlte sich ohne ihren Geliebten, den sie fast täglich mit französischer Küche verwöhnt hatte, einsam. In der Vergangenheit war sie auf Tourneen, um Kriegsanleihen zu verkaufen – vor kurzem war die „USO“ gegründet worden, eine Organisation, deren Aufgabe es war, durch Entertainment die Moral der Fronttruppen aufrechtzuerhalten.
Ihrer preußischen Erziehung folgend und wohl auch in der Hoffnung, Gabin wiederzutreffen, meldete sie sich, um die US-amerikanischen Truppen an der Front zu unterhalten.

Am 5. April 1944, vier Monate, nachdem sie Jean nach Norfolk zu seinem Schiff begleitet hatte, wurde sie von New York aus zum Kriegsschauplatz Algerien geflogen. Von nun an war es ihre Aufgabe, im Rahmen von „USO Camp Shows“ die Truppenmoral anzuheben.
Wenige Tage später trat sie in Algerien zum ersten Mal vor 3.000 Soldaten auf.
Schon hier traf sie Gabin wieder, der nun vom gefährlichen Tanker in ein sicheres Ausbildungszentrum versetzt worden war. Wenn Marlene gerade nicht vor Soldaten auftrat, verbrachte sie ihre Zeit mit Jean.

«Ma Grande»

Doch während der Endphase des Krieges konnten die beiden nicht immer zusammen sein: Oft trennten beide weite Entfernungen, die mit Briefwechseln überbrückt wurden. In seinen Briefen redete Gabin Marlene mit «Ma Grande» an – obwohl es in der Presse rumorte, Marlene hätte andere Liebhaber, hielt die Beziehung zunächst an.
In Zeiten des Krieges ist aber auch der Briefwechsel nicht immer möglich: In einem Radiointerview 1944 in Paris unmittelbar nach der Befreiung Frankreichs sagte Marlene, Gabin befinde sich irgendwo auf dem Meer und sie habe schon länger keine Neuigkeiten mehr von ihm erhalten, wünsche sich aber unbedingt ein Lebenszeichen von ihm.

„Jean, Jean, Jean!“

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa war Gabin als Panzerkommandant tätig. In der Nähe von München wurde unmittelbar nach der deutschen Kapitulation eine Parade zu Ehren der Armeekommandanten, darunter Charles de Gaulle, abgehalten. Gabin war dort.
Inmitten der Panzerreihen tauchte eine rennende Gestalt in Eisenhower-Jacke auf, die mit weiblicher Stimme rief: „Jean, Jean, Jean!“
Es war Marlene, die von den anderen Soldaten zugerufen bekam, wo sie Jean Gabin finden würde. Als sie ihn endlich inmitten der Panzer fand, küssten sich die Beiden leidenschaftlich. Vor seinen Kameraden mag das für Gabin vielleicht eher unangenehm gewesen sein, trotzdem war es für beide eine glückliche Wiedervereinigung.

„Martin Roumagnac“

Das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert zugleich den Verfall der Liebesbeziehung zwischen Marlene Dietrich und Jean Gabin. Zusammen machten sie einem Film, „Martin Roumagnac“, der aber kein Erfolg wurde.
Beide lebten sich auseinander, als Marlene wieder zurück nach Amerika ging, wo sie an ihre Vorkriegskarriere anknüpfte, Gabin aber in Frankreich eine Familie gründen wollte, schien die Beziehung am Endpunkt angelangt zu sein. Schließlich gründete Gabin eine Familie, mit einer anderen Frau.

Die harte Trennung, wie Gabin sie vollzog, war vor allem hart für Marlene: Im November 1946 schrieb Jean in einem Brief an Marlene, er wolle sie nie wieder sehen und sich nicht einmal mehr die Filme, die sie gemeinsam gemacht hatten, ansehen.
Die Beziehung zu Jean blieb für Marlene keine einfache Liebelei, über die man schnell hinwegkommt: Als Jean Gabin 1976 wenige Monate nach ihrem Ehemann Rudi Sieber starb, verkündete Marlene, nun sei sie zum zweiten Mal verwitwet.

Simon von Ludwig | Mehr über Marlene Dietrich


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