1975 stand Dagmar Koller, die meistfotografierte Frau Österreichs, gemeinsam mit Zarah Leander auf der Bühne in „Das Lächeln einer Sommernacht“. Die Uraufführung jenes Musicals, das ursprünglich mit Ingrid Bergman 1955 verfilmt wurde, markierte für Zarah Leander das Ende ihrer Karriere, während Dagmar Koller gerade so richtig bekannt wurde. 
In Dagmar Kollers 2018 erschienenen Bildband „Goldene Zeiten“ (Dagmar Koller/Michael Balgavy)   entdeckt man gleich auf mehreren Bildern Zarah Leander. Leander soll Koller empfohlen haben, bei Nervosität Wodka zu trinken – in Anbetracht der erfolgreichen Karriere Kollers, die im Bildband dokumentiert ist, kann man erahnen, dass dieser Ratschlag Gutes vollbrachte. 

„Wie eine Fabrik“

Fünf Jahre vor dem gemeinsamen Auftritt mit Zarah Leander in „Das Lächeln einer Sommernacht“  lernte Dagmar Koller ihren zukünftigen Ehemann Helmut Zilk kennen, der von 1984 bis 1994 Bürgermeister der Stadt Wien war. Während dieser Zeit war Dagmar Koller, parallel zu ihrer Karriere im Showbusiness, First Lady von Wien. 
„Zilk und ich – wir waren wie eine Fabrik.“, sagt Dagmar Koller über die Ehe mit Helmut Zilk. Die politische Karriere ihres Mannes verschmolz nahtlos mit der Showbusiness-Karriere Kollers. 
1993 änderte sich allerdings vieles für das Ehepaar: Helmut Zilk wurde in diesem Jahr Opfer eines Briefbombenattentats und konnte seine linke Hand deshalb für den Rest seines Lebens nur noch eingeschränkt verwenden. Somit sah Dagmar Koller es als ihre Aufgabe an, ihren Mann nach diesem einschneidenden Ereignis wieder zurück ins Leben zu führen. 

Bilder anstatt von Worten

Eindrucksvoll ist, dass im Fotoband Schlüsselereignisse wie das Briefbombenattentat lediglich mit Bildern illustriert und zugleich erzählt werden: Stellvertretend für das Attentat steht ein doppelseitiges Foto des zerstörten Salons der Wiener Wohnung, in dem die Bombe hochgegangen war. 
Anstatt den Tod Helmut Zilks 2008 in Worte zu fassen, findet sich im Bildband eine komplett schwarz gefärbte Doppelseite mit dem Todesdatum ihres Mannes. 
Wenn Worte anstelle der Bilder stünden, würde der Betrachter womöglich weniger über das entsprechende Ereignis nachdenken. 

Erzählung im O-Ton

Nichtsdestotrotz wird der Bildband von mehreren Texten geschmückt, die kurz und knapp in das vorliegende Werk einführen und den Leser beim Betrachten begleiten. 
Aufschlussreich und zugleich unterhaltend wirken die Zeitungsausschnitte, mit denen Dagmar Koller Stationen ihres Lebens von Journalisten im O-Ton erzählen lässt: An einer Stelle wird der Leser mit einem Artikel aus der „Bild am Sonntag“ darüber aufgeklärt, wie sich Dagmar Koller auf ihre Rolle als Prostituierte in dem Musical „Irma La Douce“ vorbereitete; ein anderer Zeitungsbericht erzählt davon, wie Koller 1977 aller ihrer Pelze beraubt wurde. 

In ihrem Bildband dokumentiert die ehemalige First Lady Wiens nicht nur die Stationen ihrer Karriere, sondern auch ihre Autos, die Bindung zu ihrer Mutter, royale und nicht-royale Begegnungen sowie vieles mehr. All das setzt sich zu einem Stück österreichischer Zeitgeschichte zusammen, das jedem ans Herz gelegt werden kann, der sich gerne mit dem Showbusiness, Zeitgeschichte und Fotografie beschäftigt.

Simon von Ludwig 


Beitragsbild: Dagmar Koller gemeinsam mit dem Tenor Max Lichtegg 1970 im Fernsehen, zur Verfügung gestellt von Herrn Alfred Fassbind.


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