Kein Jazz-Musiker ist so eng mit der Geschichte der Jazzmusik verflochten wie Louis Armstrong. Louis Daniel Armstrong wuchs in einfachsten Verhältnissen in New Orleans, Louisiana auf: Die Stadt, in der die Stilrichtung des Jazz geboren wurde. Ohne die musikalische Atmosphäre der Stadt New Orleans hätte Louis Armstrong sein musikalisches Talent nicht entfachen können.
1717 wurde die Stadt als Nouvelle-Orléans in Anlehnung an die französische Stadt Orléans gegründet: Die Bevölkerung der Stadt setzte sich aus amerikanischen Ureinwohnern und französischen Siedlern zusammen. Zwischenzeitlich war Louisiana in spanischem Besitz – das bezeugt die spanische Architektur der Stadt, die bis heute bewundert werden kann. 

Kontrast zwischen zwei Kulturen

Louis Armstrong wurde 1901 geboren: Es war die Zeit der Jahrhundertwende. Zu dieser Zeit war New Orleans eine der facettenreichsten Städte der Vereinigen Staaten: Auf der einen Seite stand die Musikkultur, die von den afrikanischen Sklaven importiert wurde. Als Kontrast dazu gab es in New Orleans das erste Opernhaus der Vereinigten Staaten – zu verdanken war dies den zahlreichen europäischen Siedlern. Aus beiden Musikstilen, dem europäischen und afrikanischen, entwickelte sich der New Orleans-Stil. Louis Armstrong, der selbst ein großer Fan der Oper war, machte den New Orleans-Stil und seine zahlreichen Abkömmlinge weltbekannt.

New Orleans in Chicago

Mit zwölf Jahren erhielt Louis Armstrong seinen ersten Musikunterricht: Er beeindruckte seine Lehrer und Mitschüler – schon nach kürzester Zeit beherrschte er das Tamburin. Es dauerte nicht lange, bis Armstrong auch das Kornett beherrschte – mit seinem musikalischen Talent verdiente er sich sein erstes Geld, das ihm ermöglichte, aus der materiellen Trostlosigkeit seiner Heimatsiedlung in New Orleans zu entkommen: Auch das musikalische Potenzial in New Orleans war ausgeschöpft. 

Ab Mitte der 1920er-Jahre entwickelte sich die Jazz-Stilrichtung New Orleans in Chicago. Der Name sagt alles: Musiker aus New Orleans wirkten von nun an in Chicago.
Zahlreiche Jazzmusiker und deren Ensembles aus New Orleans nahmen die knapp 1.500 Kilometer lange Reise nach Chicago auf sich und entwickelten sich dort musikalisch weiter. Unter ihnen auch Louis Armstrong. 

Im April 1923 stand Louis Armstrong zum ersten Mal in einem Aufnahmestudio: Als Mitglied der Oliver Creole Jazz Band nahm Louis Armstrong mit seinen Bandmitgliedern mehr als zwei Dutzend Takes auf. Damals war die Aufnahmetechnik noch rein mechanisch: Die Aufnahme erfolgte über einen großen Trichter, der mit einer Nadel verbunden war. Die Nadel nahm den Ton durch die Vibrationen der Luft auf. Elektrische Aufnahmetechniken gab es erst zwei Jahre später.
Zu dieser Zeit war Louis Armstrong ein Jazz-Instrumentalist: Seine Stimme, die ihn später weltbekannt machen sollte, setzte er in den Zwanzigern noch nicht ein.

Aufnahme von 1966: Caterina Valente und Danny Kaye taufen Louis Armstrong den King of Razzmatazz

Swing

Um 1925 bekam Louis Armstrong ein Angebot vom Bandleader Fletcher Henderson, Teil seiner New Yorker Band zu werden. Armstrong spielte neben dem Kornett nun auch die Trompete, um musikalisch besser aufgestellt zu sein. Louis Armstrong veränderte das Rhythmusgefühl des Fletcher Henderson Orchesters: Er brachte einen Hauch von swing in die Auftritte und Aufnahmen der Band ein. Dieses swingende Rhythmusgefühl, lange Zeit Bestandteil von Jazzmusik, avancierte später zu einer ganz eigenen Stilrichtung, die in den Dreißigern unter dem Namen Swing allgegenwärtig war.

Als Louis Armstrong einmal gefragt wurde, was Swing bedeutet, antworte er:
„Wenn Du das fragen musst, wirst Du es niemals verstehen.“

Hot Five

Nach seiner Zeit beim Fletcher Henderson Orchestra, während der er über 30 Titel aufnahm, kehrte Louis Armstrong nach Chicago zurück: Hier gründete er seine eigene Band Hot Five. Armstrongs Frau Lil Armstrong übernahm das Piano, die anderen Bandmitglieder wechselten stetig.
Die Hot Five waren vor allem auf Plattenaufnahmen zu hören: Die Chicagoer Musikindustrie erkannte Ende der zwanziger Jahre das Potenzial von Bands wie den Hot Five. Bei den Hot Five erfand Louis Armstrong den Scatgesang: Als er bei den Aufnahmen zum Song Heebie Jeebies den Text vergaß, gab er stattdessen ein paar Laute von sich, die Scat getauft wurden und zu einem festen Bestandteil des Jazzgesangs wurden. Um 1927 wechselte Louis Armstrong endgültig vom Kornett zur Trompete – es war damals ein Trend unter Jazzmusikern, zur Trompete zu wechseln. 

Erfolg & Earl Hines

Heebie Jeebies wurde zu einem Hit und verkaufte sich auf Platte über 40.000 Mal innerhalb von wenigen Wochen – damals, als 10.000 verkaufte Einheiten schon ein großer Erfolg waren, war das ein phänomenaler Erfolg. Louis Armstrong war mit seinen Hot Five, die auch als Septett unter dem Namen Hot Seven firmierten, zu einem Star geworden. Die Ensemblemitglieder waren lange Zeit ausschließlich Musiker aus New Orleans – bis sich Armstrong 1928 dazu entschied, hauptsächlich Musiker aus dem Norden zu engagieren.
Ende der Zwanziger Jahre arbeitete Louis Armstrong mit dem Jazzpianisten Earl Hines zusammen: Earl Hines spielte einen Stil am Klavier, der Trompetenstil getauft wurde – die
Melodielinien Hines’ erinnern an den Klang einer Trompete. 

Hines und Armstrong teilten ihren selbstbewussten Umgang mit der Swing-Komponente des Jazz. Gemeinsam nahmen sie 1928 zwei Meilensteine der Jazzgeschichte auf: West End Blues und Weather Bird.
Es war nicht das letzte Mal, dass Louis Armstrong Jazzgeschichte schrieb: Die Swing-Ära stand kurz vor ihrer Blütezeit und mit ihr die Karriere Louis Armstrongs… 

Simon von Ludwig

Teil zwei.

Maßgebliche Quellen: Knauer, Wolfram: „Black and Blue – Louis Armstrong – Sein Leben und seine Musik“, 2021 Reclam Verlag und verschiedene Schallplatten mit Aufnahmen von Louis Armstrong

Beitragsbild: Letztes Konzert von Louis Armstrong in Zürich, 02.04.1962
Bildnachweis: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_L11-0086-0001-0002 / CC BY-SA 4.0

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