Sie war eine der wenigen Opernsängerinnen, die über ihr Genre hinaus bekannt wurden: Sie war nicht nur eine Operndiva, durch ihr Duett Barcelona mit dem Queen-Sänger Freddie Mercury wurde Caballé einem breiten Publikum bekannt. Mit über 4000 Auftritten im Laufe ihrer Karriere war Montserrat Caballé eine der Operndiven, die am häufigsten auf einer Opernbühne zu sehen waren. Ihr Vorname Montserrat leitet sich von der spanischen Gebirgskette Montserrat nahe Barcelona ab: Ihr voller bürgerlicher Name lautet María de Montserrat Bibiana Concepción Caballé i Folch.
Caballé stammte ursprünglich aus einer wohlhabenden spanischen Familie, die aber im Laufe der Spanischen Revolution Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts einen Großteil ihres Wohlstandes verlor.
Somit ließ sich der Traum der jungen Caballé, eines Tages erfolgreiche Opernsängerin zu werden, nur noch schwer realisieren: Nur mit der Hilfe einer wohlhabenden Familie von Textilproduzenten ließ sich ihr Studium finanzieren. 

Damals war es äußerst ungewöhnlich für eine spanische Opernsängerin, in Mozart- und Strauss-Opern zu singen. 

Studium

Montserrat Caballé studierte am Liceu-Konservatorium in Barcelona: Dort begegnete sie der Gesangslehrerin Eugenia Kemmeny, die ihren Schülern eine einzigartige Herangehensweise an die Kunst des Singens beibrachte. So lernte Caballé in ihrem ersten Jahr am Konservatorium nur Atemtechnik, das eigentliche Singen wurde ihr erst sehr viel später beigebracht. Kemmenys Ansatz beruhte auf der Annahme, dass ohne die entsprechende Atemtechnik keinerlei professioneller Gesang möglich war.
Ihr Debüt als Opernsängerin hatte Montserrat Caballé 1956 in Basel, als ein Last-Minute Ersatz für die Rolle der Mimì in La Bohème (Puccini). Zwischen 1957 und 1959 war Montserrat Caballé Teil des Basler Opernhaus-Ensembles und sang unter anderem Mozart und Strauss: Damals war es äußerst ungewöhnlich für eine spanische Opernsängerin, in Mozart- und Strauss-Opern zu singen. 

Wiener Staatsoper

Ihre Bereitschaft, auch deutschsprachiges Opernrepertoire zu singen, führte sie schon bald an verschiedene Opernhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Ende der Fünfziger gab Caballé am Wiener Staatstheater ein Gastspiel als Salome (Richard Strauss). Das Wiener Staatstheater war damals eines der prestigeträchtigsten europäischen Opernhäuser. Ihr Gastspiel bewog die Verantwortlichen der Wiener Staatsoper dazu, ihr einen mehrjährigen Vertrag anzubieten: Doch Montserrat Caballé lehnte ab. Für die 26-jährige Sopranistin wäre das der frühe Durchbruch gewesen. Caballé kam zu dem Schluss, dass die Rollen, die ihr in Wien angeboten wurden, nicht ihrer stimmlichen Veranlagung entsprachen. Außerdem zog sie es vor, weitere Gesangserfahrung zu sammeln, bevor sie ihren großen Durchbruch feiern würde.

Internationaler Durchbruch

So nahm sie das Theater Bremen von 1959 bis 1962 für drei Jahre unter Vertrag: Zu dieser Zeit spielte Caballé unter anderem auch am Theater in Saarbrücken.
Anfang der Sechziger Jahre, nachdem ihr Vertrag mit dem Theater in Bremen ausgelaufen war, kehrte Caballé an ihr Konservatorium in Barcelona zurück. Von Herbst 1962 bis Frühling 1963 ging Caballé auf eine Tournee durch Südamerika: Im Laufe dieser Tournee gab Caballé ihr Debüt an unzähligen südamerikanischen Opernhäusern und ihr Name wurde vielen südamerikanischen Opernkennern ein Begriff.
1965 ersetzte Montserrat Caballé die schwangere Marilyn Horne in der Oper Lucrezia Borgia (Donizetti) an der Carnegie Hall in New York und erhielt für ihren Aufritt Standing Ovations, die 25 Minuten andauerten. Es war ihr internationaler Durchbruch: Jener Ersatzauftritt in einer Rolle, die sie innerhalb von weniger als einem Monat gelernt hatte, beförderte Montserrat Caballé an die Spitze der internationalen Opernwelt. 

Mitte der Sechziger avancierte Montserrat Caballé zu einer der gefragtesten Sopranistinnen weltweit. 

Metropolitan Opera und Ruhm

Fortan ging es steil bergauf mit der Karriere der Montserrat Caballé: Es erwies sich Mitte der Sechziger als richtig, vor einigen Jahren einen langen Vertrag mit der Wiener Staatsoper abgelehnt zu haben. Nun konnte die Sopranistin mit Rollen in Bel Canto-Opern ihren großen Durchbruch feiern.
Am 22. Dezember 1965 debütierte Montserrat Caballé an der Metropolitan Opera in New York in Faust (Gounod): Die Metropolitan Opera war damals der Schlüssel zum andauernden internationalen Erfolg für einen Opernsänger. Wer an der Met sang, war auf der ganzen Welt begehrt und war durchweg großem öffentlichen Interesse ausgesetzt.
Das Presseecho war phänomenal: In den USA warfen die Zeitungen mit Schlagzeilen wie „Callas + Tebaldi = Caballé“ um sich. Mitte der Sechziger avancierte Montserrat Caballé zu einer der gefragtesten Sopranistinnen weltweit. 

Debüts in Europa

Zu dieser Zeit erhielt Montserrat Caballé ebenfalls ihren ersten Plattenvertrag:RCA Records nahm sie für verschiedene Opernaufnahmen Anfang der Sechziger unter Vertrag.
Trotz ihrer festen Engagements auf dem amerikanischen Kontinent blieb sie Europa verbunden: Ab 1971 trat Caballé regelmäßig an der Staatsoper in Hamburg auf. Auch am Liceu-Konservatorium in Barcelona, ihrer Ausbildungsstätte, trat Montserrat Caballé regelmäßig auf: So blieb sie in stetigem Kontakt mit ihren Lehrern, die ihr zu einer erfolgreichen Karriere verholfen hatten.
Caballés Italien-Debüt ließ nicht lange auf sich warten: 1969 trat sie in der Arena di Verona in Don Carlo (Verdi) auf. 1970 folgte ihr Debüt an der Scala in Lucrezia Borgia: Caballé feierte ihr Debüt an dem prestigeträchtigsten Opernhaus Italiens, der Scala, mit jener Oper, die sie einst zu einem internationalen Star gemacht hatte. 

Anfang der Siebziger wartete auf sie eine wahre künstlerische Herausforderung, die den weiteren Verlauf ihrer Karriere maßgeblich bestimmen würde…

Simon von Ludwig

Teil zwei.

Maßgebliche Quelle: Pullen, Robert & Taylor, Stephen: „Montserrat Caballé – Casta Diva“, 1994 Victor Gollancz

Beitragsbild: © Simon von Ludwig

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