Bereits im 16. Jahrhundert begann in der indisch-pakistanischen Grenzprovinz Kaschmir die Verarbeitung der edlen Tierwolle: Kaschmirwolle wird aus dem Unterfell der Kaschmirziege gewonnen. Heute gilt die Kaschmirwolle als eines der edelsten Naturprodukte in der Modeindustrie.
Modeliebhaber schätzen am Kaschmir nicht nur seine Weichheit: Kaschmir-Pullover sind extrem leicht und wärmen zugleich. Außerdem scheint Kaschmir immun gegenüber Gerüchen zu sein.
Was steckt hinter der kostbaren Naturfaser?
Verarbeitung des Kaschmirs
Bei der Kaschmirverarbeitung nimmt die nordindische Stadt Srinagar eine zentrale Rolle ein: Srinagar ist Zuhause einer großen kunsthandwerklichen Kultur, die eng mit der Verarbeitung des Kaschmir zusammenhängt.
Die Kunst der Kaschmirweberei nahm ihren Anfang im frühen 16. Jahrhundert: Der erste Mogul Indiens Zahir ad-Din Muhammad Babur förderte die Kaschmirweberei. Die Provinz Kaschmir nahm wegen ihrer günstigen Lage auf der Seidenroute beim Weben der edlen Wolle eine zentrale Rolle ein.
Nach Europa schwappte der Kaschmirstoff erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts über: Durch Handlungsniederlassungen der Europäer in Indien gelangte der Kaschmirstoff nach Europa.
Die Kaschmirziege
Die Kaschmirziege ist in den hohen Gebirgen des Himalaya und des Pamir heimisch. In über 4.000 Metern Höhe werden im Winter Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius erreicht: Die Kaschmirziege passt sich mit einem besonderen Fell an diese Temperaturen an. Hierdurch entsteht das kostbare Unterfell der Kaschmirziege, aus dem die Kaschmirwolle gewonnen wird.
Eine Ziege gibt nach einem Winter ca. 100 Gramm verwendbare Kaschmirwolle ab: Je nach Größe des Pullovers wird für einen Kaschmir-Pullover die Wolle von zwei bis sechs Kaschmirziegen benötigt.
Dieser hohe Materialaufwand begründet den relativ hohen Preis, der für Kaschmir-Produkte aufgerufen wird.
Sobald der Winter vorüber ist und es der Kaschmirziege zu warm wird, reibt sie sich an Steinen oder Sträuchern, um die überflüssigen Haare loszuwerden. Dabei hinterlassen die Ziegen Wollbüschel: Diese werden von den örtlichen Bergbauern eingesammelt. Diese Prozedur ist vor allem in den Gebirgen, wo Kaschmirziegen wild leben, üblich.
Mongolei
Nicht alle Kaschmirziegen leben in der Wildnis. Gäbe es nur wildlebende Kaschmirziegen, könnte kaum der Kaschmirbedarf des Weltmarktes gesättigt werden: Die Mongolei ist Heimat von knapp 80% des Weltbestands an Kaschmirziegen. Hier werden die gezähmten Ziegen gezüchtet. Für die örtliche Landbevölkerung in dem riesigen Land ist die Kaschmirzucht eine der wichtigsten Einkommensquellen.
Mythos Kaschmir
Bis heute umgibt den Kaschmir ein Mythos: Oftmals stammt Kaschmirmode von luxuriösen Designermarken. Wenn man hinter die Fassade dieses Mythos blickt, bleibt übrig: Vor allem wegen seiner Weichheit und seiner Leichtigkeit gibt es viele Liebhaber des luxuriösen Stoffes. Durch das Lüften des Kleidungsstücks können Gerüche entfernt werden, eine Handwäsche ist nur bei starken Verschmutzungen notwendig.
Kaum einer kommt auf die Idee, an einem kühlen Sommerabend den Wollpullover aus dem Schrank zu holen: Beim Kaschmir ist das etwas anderes. Durch eine gute Wärmeregulierung kann ein Kaschmirpullover auch bei milden Temperaturen getragen werden.
Beitragsbild: Ein Kaschmir-Troyer, © Simon von Ludwig, alle Rechte vorbehalten